: Man spricht deutsch
■ Lateinamerikanischer Agenturpool startet einen deutschen Dienst mit Sitz in Berlin
Fortschritte bei den Friedensverhandlungen für El Salvador, US- Kongreß stoppt Militärhilfe für Guatemala, II. Kontinentales Treffen der Indigena- und Bauernorganisationen zum 500. Jahrestag der „Entdeckung“ Lateinamerikas — drei von insgesamt elf Themen, die in der ersten deutschsprachigen Ausgabe des lateinamerikanischen Nachrichtendienstes 'poonal‘ behandelt werden. Seit Anfang dieses Monats wird der acht DIN A4-Seiten umfassende Dienst jeden Montag von Berlin aus verbreitet.
Zunächst per Post, Adressaten sind rund 1.000 Zeitungs- und Rundfunkredaktionen, Journalistenbüros und Pressestellen, Kirchen, Gewerkschaften, Bibliotheken und Dritte-Welt-Initiativen.
'poonal‘, Pool de Nuevas Agencias de America Latina, existiert in Lateinamerika bereits seit drei Jahren. Zehn kleine Presseagenturen — darunter regional renommierte Dienste wie 'ann‘ aus Nicaragua, 'salpress‘ aus El Salvador, 'bap‘ aus Argentinien und 'serviprensa‘ aus Kolumbien — hatten sich Ende 1988 in Mexico-Stadt zusammengetan, um ihre materiellen und journalistischen Kapazitäten gemeinsam effektiver zu nutzen. Einige der 'poonal‘- Mitglieder sind Exil-Agenturen, da Pressezensur und Repression in vielen Ländern der Region bis heute eine unabhängige Publizistik unmöglich machen.
Zweimal pro Woche erscheint in Mexico der spanisch-sprachige Basisdienst, darüber hinaus werden aktuelle Meldungen, Reportagen und Analysen gesendet. Die 'poonal‘- Korrespondenten beobachten vor allem die politische und wirtschaftliche Entwicklung in den lateinamerikanischen Staaten, seltener finden sich Berichte über Seuchen, Naturkatastrophen oder Salsa-Festivals. Vor allem in Mexico, Chile, Uruguay und Peru greifen Tageszeitungen und Radiosender regelmäßig auf das 'poonal‘-Material zurück.
Auch im deutschen Dienst kommen ausschließlich lateinamerikanische Journalisten und Journalistinnen zu Wort, der Berliner Verein „Nachrichtenpool Lateinamerika“ beschränkt sich auf die Auswahl und Übersetzung der Texte, die Technik und den Vertrieb. Eine schnelle Übermittlung der Informationen aus Mexico scheint durch Datenleitungen und Computer mit Modem-Anschlüssen gewährleistet.
Als Ziel ihres ambitionierten Unternehmens nennen die deutschen 'poonal‘-Macher den „besseren Austausch und gegenseitige Hilfe bei der journalistischen Arbeit, damit die bisher isolierte Lateinamerika- Berichterstattung in bestimmten Bereichen koordiniert wird“. Dabei sollen Seriosität und Professionalität gewährleisten, daß 'poonal‘ nicht nur den begrenzten Kreis der Soli- Szene erreicht. Reimar Paul
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