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Endlich Hilfe für mißhandelte Kinder

■ Niedersachsen will flächendeckendes Beratungsnetz aufbauen/ Kinderhäuser und Sorgentelefone

Hannover (taz) — Durch ein „flächendeckendes Angebot von Beratung und Hilfe“ und „dauernde Sensibilisierung der Öffentlichkeit“ will die niedersächsische Landesregierung die Gewalt gegen Kinder eindämmen. Ministerpräsident Gerhard Schröder rief gestern dazu auf, die Gewalt gegen Kinder, körperliche Mißhandlungen und sexuellen Mißbrauch nicht weiter zu verdrängen. Er versprach, daß die „Bekämpfung dieser brutalsten Mißhandlungen nicht an den knappen niedersächsischen Haushaltsmitteln scheitern“ werde. Die Landesfrauenministerin Waltraud Schoppe konstatierte einen großen Nachholbedarf an Beratung und Hilfe für mißhandelte Kinder, den die CDU-Regierung der rot-grünen Koalition hinterlassen habe. Die Grünen-Politikerin will zunächst in jedem der vier Regierungsbezirke Niedersachsens jeweils ein Mädchenschutz- und ein Kinderschutzhaus errichten. Flächendeckende Beratung und Hilfe bei Kindesmißhandlungen will Waltraud Schoppe durch gezielte Fortbildung von Mitarbeitern pädagogischer Beratungstellen und ehrenamtlicher Berater erreichen. Ziel sei es, bestehende Einrichtungen, etwa Kinderhäuser oder Sorgentelefone, zu vernetzen.

Für das kommende Jahr kündigte Frau Schoppe eine Kampagne des Landes gegen Kindesmißhandlungen an, die jetzt durch eine Reihe von Fachtagungen eingeleitet wird. Der niedersächsische Ministerpräsident Gerhard Schröder verlangte, daß „auch die Staatsanwälte und Staatsanwältinnen in Niedersachsen und deren Hilfsbeamte bei Ermittlungen wegen Kindesmißhandlungen schärfer eingesetzt werden“. Bei solchen Ermittlungen dürfe nicht vor der Familie haltgemacht werden. In Strafprozessen müsse allerdings die Sensibilität gegenüber den Opfern zunehmen. In solchen Prozessen müßten keineswegs die Kinder immer selbst als Zeugen auftreten, es könnten oft auch Bezugspersonen der Kinder gehört werden. „Was möglich ist, um V-Leute zu schützen“, so sagte der Ministerpräsident, „muß auch zum Schutz der Seele von Kindern möglich sein.“ Jürgen Voges

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