piwik no script img

Der Ministerpräsident schönte Expo-Gutachten

Hannover (taz) — Bei der Vorstellung zweier Umweltgutachten zur geplanten Expo 2000 haben der niedersächsische Ministerpräsident Gerhard Schröder und der VW-Vorstandsvorsitzende Carl Hahn am Montag in Bonn gemeinsam die Öffentlichkeit getäuscht. Als Hauptergebnis der Gutachten des Eduard- Pestel-Instituts für Systemforschung und der Arbeitsgemeinschaft Umweltplanung präsentierte der Ministerpräsident die Aussage, daß „Expo 2000 unter Gesichtspunkten des Umweltschutzes verantwortbar ist“.

Diese Aussage, die sich auf der Seite 15 einer in Bonn verteilten Kurzfassung der Gutachten fand, ist inzwischen auf vehementen Widerspruch der Gutachter gestoßen, und es hat sich herausgestellt, daß sie von der Staatskanzlei in Hannover schlicht erfunden wurde. So betonte etwa gestern eine Sprecherin Arbeitsgemeinschaft Umweltplanung, daß sich diese Aussage in keinem der beiden Gutachten finde noch als zulässige Schlußfolgerung durch die Gutachten gedeckt sei. Eine solche Aussage könne nur das Ergebnis einer umfassenden Umweltverträglichkeitsprüfung sein. Die Gutachten hätten jedoch nur Belastungen von Luft, Wasser und Boden durch die Expo abgeschätzt, keinesfalls jedoch bewertet. Der Sprecher der Landesregierung gab gestern zu, daß die ominöse Seite 15 der Kurzgutachten nicht von den beiden Instituten, sondern von der Expo-Planungsgruppe der Staatskanzlei stammt. Er will sich nun bei den Gutachtern entschuldigen, glaubt aber immer noch, daß die Expo ein umweltverträgliches Projekt ist. Jürgen Voges

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen