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Kurdenführer Barsani traf Saddam Hussein

Bagdad (afp) — Der irakische Präsident Saddam Hussein hat am Samstag den Kurdenführer Massud Barsani empfangen, der am Freitag nach viermonatiger Verhandlungspause den Dialog mit der irakischen Regierung über einen Autonomiestatus für Kurdistan wieder aufgenommen hatte. An der Zusammenkunft nahmen auch der Vizepräsident des Revolutionskommandorates, Essat Ibrahim, der stellvertretende Ministerpräsident Tarik Asis und Verteidigungsminister Ali Hassan el Madschid teil, berichtete die amtliche irakische Nachrichtenagentur 'Ina‘. Der Agentur zufolge hob die irakische Regierung vor der Ankunft Barsanis als Zeichen des guten Willen ein seit zehn Jahren bestehendes Gesetz auf, das Kurden den Kauf von Immobilien und Boden in der Umgebung der nordirakischen Erdölstadt Kirkuk untersagte. Radio Bagdad kommentierte den Besuch Barsanis am Samstag mit den Worten, die Vereinbarung eines Autonomieabkommens mit den Kurden wäre „eine gewaltige Ohrfeige für die Feinde des Irak“.

Barsani, Chef der Demokratischen Partei des irakischen Kurdistans (DPK), gab zunächst keine Stellungnahme zu den Verhandlungen ab. Die letzte Verhandlungsrunde zwischen Bagdad und der Kurdistanfront aus acht Parteien hatte Mitte Juli stattgefunden. Barsani hatte nach diesen Verhandlungen den anderen Kurdenparteien den Entwurf eines Autonomievertrages vorgelegt. Zur Unterzeichnung dieses Vertrags, die für den 24. August 1991 im kurdischen Schaklawa angesetzt war, kam es jedoch nicht. Vor allem die Patriotische Union Kurdistans von Jalal Talabani lehnte den Entwurf als nicht weitreichend genug ab. Besonders umstritten war der Status der Erdölstadt Kirkuk, der historischen Hauptstadt Kurdistans, die Bagdad jedoch wegen seiner wirtschaftlichen Bedeutung aus einem autonomen Kurdistan ausklammern will. Talabani forderte von Bagdad außerdem konkrete Zusagen über eine in Aussicht gestellte Demokratisierung des Landes und die Abschaffung der Führungsrolle der regierenden Baath-Partei.

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