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SED-Bonzen griffen tief in die Kasse

Berlin (dpa) — In der früheren DDR haben sich vermutlich viel mehr Staats- und Parteifunktionäre aus der Staatskasse bedient, sich zu Niedrigstpreisen Grundstücke beschafft und Häuser bauen lassen als bisher angenommen. Zur Behandlung prominenter Funktionäre habe es einen Ministerratsbeschluß gegeben. Dies wurde im Veruntreuungsprozeß gegen frühere hohe Mitarbeiter des Ministerrats aus einem Vernehmungsprotokoll deutlich. Es stammt vom Dezember 1989 und wurde vor dem Berliner Landgericht verlesen. Der frühere Leiter der Versorgungseinrichtung der Regierung, Günter Schilling, erklärte laut Protokoll, außer dem Vize-Regierungschef Werner Krolikowski hätten auch etliche andere Funktionäre Baumaßnahmen unter Preis zu ihren Gunsten durchgesetzt. Er werde sich dazu gegebenenfalls später äußern, hatte Schilling nach der Wende auf Befragen der Polizei erklärt.

Schilling und sein Ex-Chef, Staatssekretär Kurt Kleinert, die beide auf der Anklagebank sitzen, haben bisher jede Schuld der Veruntreuung oder Mitwisserschaft bestritten, sich im Prozeß aber noch nicht im einzelnen geäußert. Krolikowski soll unter anderem angewiesen haben, ein Haus bei Berlin im Wert von 400.000 Mark für sich sowie ein Haus für seine Söhne im Wert von 80.000 Mark errichten zu lassen.

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