: Wackelt der Bonner CO2-Beschluß?
Bonn (dpa) — Der Kabinettsbeschluß über die Verringerung des für den Treibhauseffekt verantwortlich gemachten Kohlendioxids (CO2) um mindestens 25 Prozent droht offenbar wegen unterschiedlicher Auffassungen innnerhalb der Regierung ins Wanken zu geraten. Die Kabinettsberatung über einen neuen Bericht der Arbeitsgruppe „CO2-Reduktion“ wurde vom 11. auf den 19. Dezember vertagt. Wie verlautete, gibt es noch Abstimmungsprobleme zwischen dem Umwelt- und dem Wirtschaftsministerium.
Hintergrund ist ein Bericht des Arbeitskreises Energieversorgung, der für die CO2-Arbeitsgruppe angefertigt wurde. Darin wird auf neue Prognosen hingewiesen, wonach die beschlossene 25- bis 30prozentige CO2-Reduzierung bis zum Jahr 2005 für nicht erreichbar gehalten wird. Die Rede ist statt dessen von einer Verringerung im vereinigten Deutschland von etwa zehn Prozent. Umweltminister Klaus Töpfer (CDU) beharrt hingegen auf dem ursprünglichen Kabinettsbeschluß, wobei er allerdings Kompensationsmöglichkeiten zulassen will.
Mehrere Umweltverbände forderten am selben Tag ein sofortiges nationales Aktionsprogramm zum Schutz von Klima und Erdatmosphäre. Sie warfen der Bundesregierung „Verzögerungen, leere Ankündigungen und Fehlentscheidungen vor allem im Energie- und Verkehrsbereich“ vor. Töpfers Plan einer Kohlendioxidabgabe wurde mit Hinweis darauf abgelehnt, daß so die „lebensbedrohende Atomkraft“ begünstigt werde. Sie forderten ebenso wie europäische Umweltverbände am selben Tag in Brüssel und Utrecht die stufenweise Einführung einer Energiesteuer.
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