: Entwaffnung des Weihnachtsmanns
■ Frauenministerin nahm Nikolaus die Rute weg / Gegen Gewalt an Kindern
Nikoläuse und Weihnachtsmänner müssen sich vor Niedersachsens Frauenministerin Waltraud Schoppe (Grüne) in acht nehmen: Die Ruten der Männer in rot-weiß sind der Ministerin ein Dorn im Auge. Gestern klaute Schoppe einem Nikolaus sein Schlagwerkzeug mit den Worten: „Die Rute als Symbol der väterlichen Zucht hat ausgedient“. Mit dieser „Entwaffnung“ des Weihnachtsmannes wollte Schoppe auf Gewalt gegen Kinder aufmerksam machen. Drohungen und Prügelstrafen als Bestandteil der Erziehung seien gesellschaftlich zu ächten, forderte sie.
Schoppes kleine Theaterpremiere liegt offenbar im Trend einer neuen Sitte der Landesregierung. Bereits am Dienstag hatte Ministerpräsident Gerhard Schröder (SPD) mit Frau Hiltrud und Landwirtschaftsminister Karl-Heinz Funke (SPD) zum Fototermin mit umweltgerecht geschmücktem Weihnachtsbaum gebeten.
Allerdings sind die Aktionen nicht immer abgestimmt. Der von Schoppe gezähmte Nikolaus verteilte Geschenke, die aufwendig in Klarsichtfolie und Silberpapier eingepackt waren. Erst vor einigen Tagen war Umweltministerin Monika Griefahn in einer ähnlichen Aktion gegen die weihnachtliche Verpackungsflut zu Felde gezogen.
Ernsthaft empört über Schoppes Auftritt war der Sprecher des Landtages, Franz Reiner Enste. „Ich finde, der Nikolaus ist nicht richtig dargestellt worden“, meinte er. Nächstes Mal, wenn Schoppe bei ihm eine Pressekonferenz mit szenischer Einlage bucht, will er genau prüfen, um was es geht. Hans-Edzard Busemann (dpa)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen