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Neue Sanierungswege der Treuhand

■ Problematische Unternehmen werden unter Treuhand-Ägide saniert/ 6.200 Firmen warten auf Käufer

Berlin (ap/dpa/taz) — Die Treuhand will problematische Unternehmen mit einem relativ hohen Sanierungsbedarf an Management-Gesellschaften übertragen. Sanierungserfahrene Manager sollen die Firmen mit mehr als 500 Beschäftigten leiten, deren einziger Kommanditist die Treuhand sein wird. Erst nach gelungener Sanierung sollten die Betriebe verkauft werden. Die Treuhand reagiert damit auf den zunehmenden politischen Druck aus den neuen Ländern, von der Opposition und den Gewerkschaften. Vergangene Woche ließen die Treuhand und das Finanzministerium Berichte dementieren, wonach strukturbestimmende Unternehmen zunächst in Staatsunternehmen überführt und anschließend saniert werden sollen. Auf der gestrigen Jahrespressekonferenz der Treuhandanstalt verkündete Präsidentin Birgit Breuel, daß derzeit ein weiteres Beteiligungsmodell geprüft werde, bei dem sich strukturpolitische Ziele berücksichtigen ließen. Dabei sollen Gebietskörperschaften über Minderheitsbeteiligungen Mitwirkungsmöglichkeiten erhalten, müssen aber dem Privatinvestor einen finanziellen Ausgleich für nicht betriebswirtschaftliche Maßnahmen leisten. Ziel aller Bemühungen der Treuhand sei es aber, so Breuel, alle Unternehmen zu 100 Prozent zu privatisieren.

Die Treuhand habe bis Ende dieses Jahres rund 5.000 ehemalige DDR-Staatsbetriebe erfolgreich privatisiert und verfüge jetzt noch über einen Bestand von etwa 6.200 Unternehmen. Mit der Privatisierung seien mehr als 900.000 Arbeitsplätze und eine Investitionssumme von 100 Milliarden Mark vertraglich abgesichert worden. Von den 6.200 unter dem Treuhanddach verbleibenden Unternehmen haben 5.000 weniger als 250 Beschäftigte. „Diese bieten die beste Voraussetzung für einen wachsenden Mittelstand in Ostdeutschland.“ Rund 70 Prozent der verbliebenen Unternehmen seien als sanierungsfähig eingestuft worden. Das Auseinanderbrechen der Sowjetunion und der damit einhergehende Niedergang des Osthandels bereiten der Treuhandanstalt im nächsten Jahr die größten Sorgen.

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