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Biobauern gründen eigene Molkerei

■ Ab Montag auch in Bremen: Bio-Milch aus der „Bäuerlichen Gemeinschaftsmolkerei Sottrum“

Zu den drei bisher in Bremer Bioläden vertretenen Milchsorten kommt ab Anfang nächster Woche noch eine vierte: Demeter- Milch aus der „Bäuerlichen Gemeinschaftsmolkerei Sottrum“. Sieben Bio-Höfe haben sich zusammengetan und die Molkerei im 40 Kilometer von Bremen entfernten Sottrum für rund eine Million Mark gekauft. Damit retteten sie den 1889 gegründeten Traditionsbetrieb vor der Stillegung.

Zwar wurde bereits seit 1980 auch Milch von Biohöfen in Sottrum verarbeitet, die über einen Oldenburger Großhändler auch in einigen wenigen Bremer Bioläden zu haben war, der Großteil der Produktion stammte jedoch aus konventionellen Betrieben. 130 von ihnen lieferten gut 16 Millionen Liter Milch im Jahr — zu wenig, um wirtschaftlich arbeiten zu können. Jetzt nutzen die Biobauern die Anlagen allein, um rund 1,2 Millionen Liter Bio- Milch in Flaschen abzufüllen oder in Sahne, Quark, Joghurt und Butter zu verwandeln.

Die Sottrumer Produkte kommen ab sofort zweimal die Woche direkt nach Bremen. Dafür sorgt der Bremer Biomilch-Großhandel „MOP“. Gesellschafter Michael Nußbaum, der selber einen Marktstand mit Biomilch und -Käse betreibt: „Bisher konnten wir pro Woche nur die 1.200 Liter Biomilch in Bremen absetzen, die die 30 Kühe des Bauern Lütjen aus dem Teufelsmoor hergeben.“

Die neue Milch aus der Gemeinschaftsmolkerei Sottrum wird ebenso wie die bisher erhältliche Demeter-Milch aus dem Teufelsmoor oder die Bioland- Milch aus dem Emsland rund 2,50 Mark je Liter kosten. „Nur Biomilch aus Süddeutschland kann in Bremen etwas günstiger angeboten werden, weil die süddeutschen Milchpreise durch größere Konkurrenz enorm gedrückt werden", so Nußbaum.

Die Biobauern, die sich zur Gemeinschaftsmolkerei Sottrum zusammengeschlossen haben, bekommen dort einen Milchpreis von 82 Pfennig netto je Liter — allerdings nur für den Anteil ihrer Milch, der tatsächlich als Demeter-Milch abgesetzt werden kann. Solange dies noch nicht 100 Prozent ist, müssen sie den Rest ihrer teuer biologisch erzeugten Milch zum normalen Preis von 58 bis 62 Pfennig je Liter abgeben.

Schon deshalb besteht auch bei den Erzeugern ein großes Interesse an der neuen Vermarktungsmöglichkeit in Bremen. Dringend suchen sie nach weiteren Biohöfen, die sich an der Gemeinschaftsmolkerei beteiligen wollen, um die weiten und damit teuren Anfahrtswege ökonomischer organisieren und die große Molkereianlage besser ausnutzen zu können. Bisher liegen die Kosten für die Einsammlung der Milch mit 15 bis 20 Pfennig je Liter noch vier bis fünfmal höher als bei normalen Molkereien.

Ein Problem sind auch bei Biomilch die Pfandflaschen. Sie verursachen nicht nur hohe Transportkosten, sondern existieren zudem auch noch in zwei verschiedenen Ausführungen: je nach Molkerei entweder mit Plastik-Kappe oder mit Schraubverschluß. Folge: Die Läden müssen die Flaschen getrennt wieder einsammeln und zwischenlagern. Ase

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