: Computer-Personal
■ Ausstellung zur Post-Rationalisierung
„Wäre bei der Post in den letzten 50 Jahren nicht enorm rationalisiert worden, könnten wir heute allein in der Telefonvermittlung alle Bremer zwischen 20 und 40 beschäftigen.“ Auf einer der sieben Stelltafeln, die Manfred Kraus, Bremer Bezirkssekretär der Postgewerkschaft, gestern im DGB-Haus als „Ausstellung Post-Personal-Computer“ mit diesem Vergleich eröffnete, ist zu sehen, warum: Während ein „Fräulein vom Amt“ früher jeden Anrufer einzeln per Kabel und Stecker erstmal in die richtige Leitung befördern mußte, sorgt heute ein kleines Elektronik-Board für die automatische Vermittlung tausender Telefongespräche.
Der Arbeitskreis „Geschichte der Bremer Postgewerkschaft“ hatte sich ein Jahr lang mit der Rationalisierung in Bremer Postbetrieben seit 1950 beschäftigt. Das Ergebnis, das in Zusammenarbeit mit ABM-Kräften des Ex-Senators für Bildung, Wissenschaft und Kunst in die kleine Ausstellung umgesetzt wurde, ist für ein Jahr in verschiedenen Post- und Fernmeldeämtern zu sehen. So zum Beispiel auch die 1951 stilecht aufgereihte Hundertschaft der „Bezirkswerkstatt für Postkraftwagen (BWKw), die inzwischen auf ein kleines Dutzend Mechaniker geschrumpft ist. Oder die Postverteilung per Hand im großen Saal, die inzwischen durch die einsame Arbeit am Bildschirm des Codiergerätes der automatischen Sortieranlage ersetzt wurde.
Doch Rationalisierung bei der Post ging nicht immer auf Kosten der Beschäftigten. Auch dafür zeigt die kleine Ausstellung ein Beispiel: Bei der Telefonauskunft und am Postschalter habe die Einführung der EDV durchaus zu mehr „Zufriedenheit“ am Arbeitsplatz geführt. Und auch die Schaltung neuer Telefonanschlüsse, die noch vor ein paar Jahren mit dem Lötkolben in dunklen Verteilerschränken vorgenommen werden mußte, wird heute per Tastendruck bequem vom Schreibtisch des Großraumbüros aus erledigt. Ase
Bis zum 24.1. sind die Stelltafeln im DGB-Haus, Bahnhofsplatz 22, zu sehen.
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