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Die Droge für Darbende

■ Helle Fußball-Begeisterung zur Eröffnung des Afrika-Cups

Dakar (taz) — An diesem Sonntag nachmittag, wo die halbe Welt via Fernsehen bei der Cup-Eröffnung dabei ist, wäre alles andere als ein prall gefülltes Stadion eine Schmach. Schließlich ist Fußball in Afrika eine hochrangige Staatsangelegenheit. Gleichermaßen ein Objekt, um nach außen Stärke und Größe zu beweisen, wie nach innen die sattsame Droge fürs darbende Volk zu spenden.

Die Eintrittspreise jedoch von vornherein auf die spärlichen Einkommen abzustimmen, scheint niemandem eingefallen zu sein. Genausowenig, wie daran zu denken, daß durch plötzlich geöffnete Tore viel zu viele Menschen strömen könnten.

Von Minute zu Minute wird das Gedränge an den Aufgängen ins Stadion dramatischer. Dutzende von Menschen werden auf die drei Meter über dem Boden liegende, bauchhohe Brüstung der Ränge zugedrückt. Immer mehr springen an verschiedenen Stellen dort hinunter, fallen herab oder werden heruntergestoßen. Viele Verletzte werden auf Tragen weggeschafft. Erst als das Eröffnungsspiel zwischen Marokko und Kamerun in die Halbzeit geht, haben die für europäische Verhältnisse wenigen Polizisten die Situation einigermaßen unter Kontrolle. Eine Katastrophe wurde knapp vermieden.

Wie elend das auch sein mag, die Fußballdroge wirkt trotzdem. Mehrere hundert der 60.000 Zuschauer sind in die Nationalfarben Grün-Rot- Gelb gehüllt. Begeistert bejubeln und betrommeln die Senegalesen im Eröffnungsspiel den 1:0-Sieg der beliebten Kameruner um die Rastamänner Makanaky und Pagal. Freilich ist die insgesamt formlose Partie, die Kamerun mit lässigem Selbstbewußtsein über die Zeit bringt, nur ein Vorspiel zum Höhepunkt des Tages, dem Auftreten Senegals gegen Nigeria.

Das Publikum tobt bei jeder halbwegs tornahen Szene der Gastgeber, steckt selbst die frühe Führung der sehr britisch aufspielenden Nigerianer weg und gerät beim Ausgleich der Senegalesen einen glücklichen Moment lang außer Rand und Band. In der letzten Minute gelingt den Nigerianern der Siegtreffer zum 2:1. Doch die Menge pfeift ihre Mannschaft nicht aus, das gehört hier nicht zum Repertoire. Sie schweigt und verläßt das Stadion, das wie ein notgelandetes Ufo inmitten roten Saharastaubes, wildwuchernder Hütten und ein paar einsamer Steinhäuser im Niemandsland liegt. Katrin Weber-Klüver

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