: Tarifsprung bei Bahn und Bus
■ Dritter Anlauf: Bremer Karte 10 Mark teurer und für Bundesbahn gültig
Spätestens vom 1. Juli an soll Bahn- und Busfahren in Bremen teurer werden. So steht es zumindest in einer vertraulichen Senatsvorlage, mit der sich die Bremer Landesregierung noch in diesem Monat beschäftigen will. In den vergangenen Jahren war der Wunsch der BSAG nach Tarifanhebungen zweimal an der SPD- Fraktion gescheitert, die erst einmal ein besseres ÖPNV-Angebot sehen wollte.
So hat sich die jetzt für die BSAG zuständige Bausenatorin Eva-Maria Lemke-Schulte diesmal viel Mühe gegeben, „attraktivitätssteigernde Maßnahmen“ aufzulisten, die den bitteren Tarifsprung versüssen sollen. Denn gerade bei dem vom Preis her attraktivsten Angebot, der Bremer Karte, soll kräftig zulegt werden. Wer künftig diese Monatskarte kaufen will, soll 50 Mark zahlen, 25 Prozent mehr als bislang. Seit die Bremer Karte 1986 eingeführt wurde, war sie mit 40 Mark im Preis stabil geblieben. Wer seine Bremer Karte für das ganze Jahr bucht, zahlt künftig 42, statt bisher 35 Mark. Als kleines Bonbon dürfen Bremer Karten-BesitzerInnen an Wochenenden bis zu vier Personen kostenlos mitnehmen. Damit, so tröstet die BSAG,
Die BSAG muß umtapezierenFoto: Archiv
sei die Bremer Karte nach wie vor eine der billigsten Monatskarten im Großstädtevergleich.
Die Einzelfahrscheine sollen um 20 Pfennig teurer werden und künftig 2,70 Mark kosten und Sammelkarten, die bislang je nach Entfernung zwischen 1,60 und 2,20 Mark kosteten, sollen künftig einheitlich für zwei Mark
zu haben sein.
Das Bremer Kärtchen wird zwar weiterhin sechs Mark kosten, doch gilt diese Fahrkarten in der Woche künftig nur noch einen Tag.
Wenn Senat und Fraktionen diesen Vorschlägen folgen, wird es eine wesentliche Leistungsverbesserung geben. Denn mit den neuen Preisen gäbe es eine Übereinstimmung zwischen den Tarifen der BSAG und der Verkehrsgemeinschaft Bremen-Niedersachsen. Der Vorteil: BSAG- Fahrscheine sind dann auch in den Bussen der VBN und auf innerstädtischen Bahnstrecken gültig. Ein Beispiel: Wer in Bremen Osterholz wohnt, kann in den Bahnbus aus Oyten steigen und fast ohne Zwischenstopp bis zum Hauptbahnhof durchfahren.
Neben der Anpassung an den VBN-Tarif wird die Preiserhöhung mit den steigenden Verlu
sten begründet, die die BSAG in den vergangenen Jahren eingefahren hat. So stieg das Defizit von 48,6 Millionen Mark auf 95,2 Millionen an, seit die Bremer Karte eingeführt wurde, vor allem wegen der rund 300 zusätzlichen Beschäftigten, die die BSAG in diesem Zeitraum eingestellt hat. Mit der Preiserhöhung erhofft sich die BSAG jetzt 13 Millionen Mark jährlich in der Kasse. Das Defizit, so BSAG-Sprecher Wolfgang Pietsch, werde sich wegen der Investitionen, die zur Zeit in Vorbereitung sind, nicht verringern.
Die Ampelfraktionen wollen sich am Montag mit der Tariferhöhung beschäftigen. Dabei wird es bei Grünen und SPD besonders um die Frage gehen, ob die Angebotsverbesserungen ausreichen, um die neuen Preise zu begründen.
hbk
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