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Mossad-Mord mit Segen aus London?

Das britische Unterhaus untersucht den Tod des Geschützkonstrukteurs Gerald Bull  ■ Von Ralf Sotscheck

Haben die Regierungen in Washington und London den Mord an dem US-amerikanischen Waffenhändler Gerald Bull, der im März 1990 in Brüssel durch fünf Genickschüsse getötet wurde, abgesegnet? Das jedenfalls behauptete Christopher Cowley, der englische Projektmanager von Bulls ehemaliger Firma „Space Research Corporation (SRC)“, vor einem Unterhausausschuß. Cowley sagte, er sei davon überzeugt, daß der israelische Geheimdienst Mossad den Mord verübt habe, weil man über die große Zahl westlicher Rüstungskonzerne besorgt war, die ständig das UN-Waffenembargo gegen den Irak unterliefen. „Durch den Mord an Bull hat der Mossad ein deutliches Signal an die westlichen Unternehmen ausgesandt: Genug ist genug“, sagte Cowley.

Der geniale Geschützkonstrukteur Gerald Bull wurde 1980 zu sechs Monaten Haft verurteilt, weil er eine hochmoderne Haubitze an Südafrika verkauft hatte. Nach seiner Entlassung zog er mit seiner SRC- Firma nach Brüssel und unterhielt trotz des Waffenembargos enge Geschäftsbeziehungen zum Irak. So entwickelte er die Superkanone „Al Fao“, die nach seinen Anweisungen von zwei britischen Firmen gebaut und im April 1989 nach Bagdad verschifft wurde. Nachdem der britische Zoll im Frühjahr 1990 — nach dem Mord an Bull — eine weitere Schiffsladung beschlagnahmt hatte, wurde Cowley verhaftet. Er behauptet, daß seine Verhaftung direkt von der damaligen Premierministerin Margaret Thatcher veranlaßt worden war, um ihn zum Schweigen zu bringen.

Cowley sagte am Donnerstag, er glaube „nie und nimmer, daß der Mossad gegen so einen berühmten US- amerikanischen Bürger ohne die Erlaubnis der US-Regierung vorgehen“ könne. Nach Cowleys Informationen war auch die britische Regierung über die Mordpläne eingeweiht. Der Unterhausausschuß will jetzt Experten des militärischen Geheimdienstes vernehmen. Die Labour Party forderte Premierminister John Major auf, endlich die Verwicklung der Regierung in die Affäre aufzudecken. Die israelische Botschaft in London verweigerte jede Stellungnahme: „Was auch immer die Anschuldigungen seien mögen, so sehe ich nicht den geringsten Grund, warum ich dazu irgend etwas sagen sollte“, hieß es in einer Erklärung.

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