: Blinde Sommerey-Nachfolge?
■ Radio Bremen kann sich seinen neuen Hörfunk-Chef leider nicht schnitzen
Am Montag werden die Rundfunkräte von Radio Bremen zusammenkommen, um den neuen Programmchef Hörfunk zu küren. Alles ist offen, sagt der Buschfunk. Gestern stellten die vier Kandidaten sich auf einer gut besuchten Personalversammlung vor — Rosi Roland war wie immer dabei.
Da war an erster Stelle der Hausbewerber Werner Blinda, rechte Hand der geschiedenen Programmdirektorin Karola Sommerey, über die niemand im Sender mehr ein gutes Wort verliert. Blinda, den alle kennen, stellte sich vor, keine Hand hob sich zum Beifall, keine Nachfrage simulierte Interesse an dieser Kandidatur, keiner wollte mehr wissen.
Zweiter in der Runde war der Hausbewerber Wolfgang Hagen, bei Radio Bremen früher beim Kultur-Journal im Zweiten dabei, dann als Chef der Abteilung U-Musik und beim Aufbau von Radio Bremen 4 federführend beteiligt. Hagen ist einer der einer der bestgehaßten Leute im Sender. „Mit dem würde ich nicht einmal am FKK-Strand Mau-Mau spielen, weil ich Angst hätte, daß er in der Vorhaut eine Karte versteckt...“ ist ein Bonmot über Hagen. Vor der Personalversammlung erschien der sonst immer salopp gekleidete Hagen mit Krawatte und zur Überraschung seiner KollegInnen auch mit Konzept: Die Hansa-Welle soll richtig und ohne Scham Geld machen, das „Zweite“ soll Klassik- Sender werden, das Dritte ein Wort- Sender. Hagen dokumentierte intime Kenntnisse über die Möglichkeiten des digitalen Studios, kurz: „Wenn wir ihn nicht kennen würden, gäbe es keine Frage“, war der Kommentar einiger Hörfunk-Leute.
Kandidat Nummer drei, Peter Pistorius. Er mußte sich fragen lassen, ob es stimme, was in der taz gestanden hat, daß sein Erfolg in Berlin mäßig und er ein Versorgungsfall sei, der einem CDU-Mann Platz machen müsse. Ein Kandidat des entschiedenen „sowohl als auch“, ein „Flachwichser“.
Nummer vier war der Journalist Hermann Vinke, derzeit Studio-Leiter in Ostberlin. Ein „unheimlich lieber Mensch“, der nur kurz redete, dann zu Fragen aufforderte, der zugab, daß er noch kein Konzept hat und sich erst in Kooperation mit den bei Radio Bremen arbeitenden Leuten schlau fragen müsse.
Im Anschluß an die Personalversammlung trafen sich die Arbeitnehmervertreter und berieten die Lage. Ergebnis: Einstimmig für Vinke trotz der Bedenken wegen des ungewohnten Führungsstils.
Zweifel, ob bei im Laiengremium Rundfunk- Rat, der Montag entscheiden muß, das Wort der Radio-Bremen-Beschäftigten etwas gilt, sind dennoch angebracht. Blinda ist Sprecher der SPD-Gruppe bei Radio Bremen. Daß im Rundfunkrat der alte SPD-Filz nicht mehr regiert, glaubt erst am Dienstag abend. Rosi Roland
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