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Mildes Urteil: Zehn Jahre für britischen Agenten

Dublin (taz) — Brian Nelson, der Agent des britischen Militärgeheimdienstes, ist am Montag im nordirischen Belfast wegen Mordversuchs an fünf Katholiken und 15 weiterer Anklagepunkte zu insgesamt zehn Jahren Haft verurteilt worden. Da er die verschiedenen Strafen — die höchste beträgt zehn Jahre — jedoch gleichzeitig absitzen kann, kommt er bei guter Führung und unter Anrechnung der Untersuchungshaft bereits 1996 wieder frei.

Das Gericht hatte sich während der Verhandlung auf einen Handel eingelassen: Da Nelson sich in 20 Anklagepunkten schuldig bekannte, wurden zwei Mordanklagen fallengelassen. Richter Kelly sprach dem Angeklagten in der Urteilsbegründung „mildernde Umstände“ zu, da es für einen Agenten nicht leicht sei, auf der richtigen Seite des Gesetzes zu bleiben. Besondere Bedeutung maß er der entlastenden Aussage eines Offiziers bei: „Colonel J.“ hatte Nelson als „sehr mutigen Mann“ bezeichnet, der „völlig verständliche Fehler“ gemacht habe.

Nelson war seit Ende der siebziger Jahre, als ihn der Geheimdienst aus Deutschland zurückbeorderte, Nachrichtenoffizier der Ulster Defence Association (UDA), einer protestantischen paramilitärischen Organisation. Die Armeeführung war über die Taten, für die er jetzt verurteilt worden ist, jederzeit unterrichtet. Die UDA ist nach wie vor eine legale Organisation, obwohl zahlreiche Morde an Katholiken auf ihr Konto gehen. Erst am Sonntag erschoß eine UDA-Einheit einen katholischen Taxifahrer in Nord-Belfast.

Sowohl katholische als auch protestantische Politiker bezeichneten das milde Urteil gestern als „Schande für die nordirische Justiz“ und warfen dem Gericht vor, mit zweierlei Maß zu messen. Die Witwen der beiden Opfer, für deren Mord Nelson ursprünglich angeklagt war, kündigten Privatklagen gegen die Armee an.

Die britische Regierung ordnete nach der Urteilsverkündung eine Untersuchung über den Einsatz von Armeeagenten in Nordirland an. Laut Richtlinien dürfen Agenten nicht selbst „an kriminellen Aktivitäten“ teilnehmen. Ein Armeesprecher sagte jedoch, daß dies zum Schutz der Agenten nötig sei und man die Richtlinien deshalb ignoriere. Ralf Sotscheck

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