piwik no script img

Der Kranich muß Federn lassen

■ Die Lufthansa flog 1991 ein Defizit vom 400 Millionen Mark ein/ Nun soll abgespeckt werden

Berlin (taz) — Der Deutschen Lufthansa droht eine neue Bauchlandung: Nachdem bereits 1990 rote Zahlen eingeflogen wurden, muß die nationale Airline für das letzte Jahr einen Verlust von rund 400 Millionen Mark einstecken. Der 'Augsburger Allgemeinen‘ zufolge will das Flugunternehmen seine Flotte um zehn Maschinen abspecken und nicht rentable Strecken vom Flugplan streichen. Außerdem soll ein absoluter Einstellungsstopp verhängt werden. Erst vor wenigen Tagen hatte die Lufthansa für 1991 einen Beförderungsrekord von 25 Millionen Passagieren vermeldet. Doch selbst nach dem Ende des Golfkrieges, bei dem allein Verluste von 400 Millionen Mark entstanden waren, ging der Flug in die roten Zahlen weiter. Das miserable Geschäft der Weltluftfahrt und hausgemachte Probleme lähmen dem Kranich die Flügel. Die im Internationalen Luftfahrtverband zusammengeschlossenen Airlines dürften im Jahr 1991 ein Defizit von über fünf Milliarden US-Dollar einfliegen. Der Grund: Ein rapider Preisverfall bei gestiegenen Kosten für teure Flieger und Personal. Dem immer schärfer werdenden Konkurrenzkampf versuchte die Lufthansa durch einen massiven Expansionskurs zu entfliehen. Den Einstieg ins Billig-Fluggeschäft mußte die Cockpit-Crew unter dem damaligen Flottenherrn Heinz Ruhnau aber nicht nur mit sinkenden Qualitätsstandards bezahlen, sondern auch mit Ertragseinbußen durch den hohen Personalkostenanteil. Unter Nachfolger Jürgen Weber sollte die mit rund 15 Milliarden Mark Jahresumsatz zu den Branchengrößen zählende Gesellschaft wieder an das gute Image von einst anschließen. Im Herbst hatte Weber verkündet, den Konzern mit seinen 20 Töchtern in die selbständigen Geschäftsbereiche Fracht, Passage, Touristik (Condor), eine neue Regionalfluggesellschaft, Catering und Commercials aufzuteilen. es

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen