INTERVIEW: »Ich werde noch ein paar Klinken putzen«
■ Der Neuköllner Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky (SPD) zu seiner Mission im russischen Puschkin
taz: Herr Buschkowsky, werden Sie in Puschkin bei der Eröffnung der Suppenküche selbst den Kochlöffel schwingen?
Heinz Buschkowsy: Na, den Kochlöffel sicherlich nicht. Das überlasse ich denen, die dafür ausgebildet sind. Ich werde aber gucken, wo weiter Hilfsmaßnahmen von Neukölln erforderlich sind, um die Aktion nach unserer Rückkehr in der nächsten Woche weiter am Laufen zu halten. Es gibt hier noch ein paar Klinken, die ich noch nicht geputzt habe.
Warum nehmen Sie einen Mitarbeiter der Treuhand, Abteilung Abwicklung, nach Puschkin mit?
Das ist ein Angebot der Treuhand. Sie hat uns gesagt, sie habe Firmen in der Abwicklung, die über einen guten Maschinenpark verfügen, zum Beispiel für die Textil- und Schuhherstellung und in der Metallindustrie. Ein Treuhand- Vertreter möchte mitfliegen, um mit der Puschkiner Stadtverwaltung zu verhandeln, ob Maschinen, die hier rumstehen, in Puschkin nicht noch gute Dienste leisten können. Das Problem von Puschkin ist, sie haben Fabriken, aber die waren alle in der Rüstungsindustrie. Sie sind heute alle ohne Aufträge, und die Leute sind arbeitslos.
Glauben Sie, daß die deutschen Liquidatoren die Maschinen unentgeltlich abgeben werden?
Darüber ist noch nicht geredet worden. Aber das entscheidende Problem wird wohl die Transportfrage sein.
Der Präsident des Puschkiner Parlaments, Somsonow, hat kürzlich gesagt, wir brauchen dringender wirtschaftliche Hilfe als Nudeln. Wie steht es um die Entsendung eines wirtschaftlichen Beraters, der von Puschkin gewünscht wird?
Das ist richtig. Sicherlich kann ein so großes Land wie die Sowjetunion nicht nur mit Nudeln über die Runden gebracht werden. Wir haben der Puschkiner Stadtverwaltung bereits drei, vier Mitarbeiter für eine gewisse Zeit als Berater angeboten.
Was sollen das für Leute sein, und wann werden sie aufbrechen?
Ich hoffe, daß mir der Puschkiner Bürgermeister Nikiforow bei meinem Besuch dazu Konkreteres sagen kann. Es ist natürlich auch die Frage, wer bezahlt diese Leuten nachher. Wenn es Menschen sein sollen, die die Logistik des Rathauses aufbauen sollen, können wir Mitarbeiter vom Bezirksamt Neukölln rüberschicken. Da ist die Bezahlung nicht so ein Problem, die läuft hier bei uns weiter. Aber wenn es in wirtschaftliche Bereiche geht, müßte die Frage noch geklärt werden. Das ist bisher noch nicht geschehen. Interview: plu
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