: Berlin im Lottorausch: Wohnung für DM 3,95!
■ Einzigartig in der Geschichte der Deutschen Klassenlotterie: Verlosung einer Immobilie/ Nur für BerlinerInnen
Berlin. Berlin als Stadt der Superlative: Extrem viele Menschen suchen eine Wohnung und extrem gering sind die Chancen, im Lotto einen Hauptgewinn zu landen.
Die Deutsche Klassenlotterie verfolgt mit der heutigen Verlosung einer 3-Zimmer-Maisonette-Wohnung im 13. und 14. Stock des Le-Corbusier-Hauses am Olympiastadion »in einer Zeit, in der Wohnungen in Berlin rar und teuer sind, ein soziales Anliegen«, so Heinz Deutschendorf vom Vorstand.
Durch einen nicht abgeholten Gewinn von 1.777.777 Mark wurde die Sonderauslösung, die nur für BerlinerInnen galt, möglich. Die Deutsche Klassenlotterie hatte bei mehreren Maklern wegen einer Immobilie nachgefragt. Der Immobilienriese Bendzko machte mit einer Wohnung im Le-Corbusier-Haus — ehemals sozialer Wohnungsbau — das Rennen. Der Prokurist Goetz Damrath riet der taz bei der Frage nach dem sozialen Anliegen der Verlosung: »Kaufen Sie sich selbst ein Los. Über die Aktion zu schreiben und Bendzko in der Luft zu zerreißen, ist die eine Sache. Für den Gewinner aber ist die Immobilie eine hervorragende Kapitalanlage und er ist von vornherein nur zu beglückwünschen.« Herr Pusemann, Abteilungsleiter beim Vertrieb der Deutschen Klassenlotterie, war diesbezüglich weniger auskunftsbereit. »Kein Kommentar«, so sein Kommentar.
Der Gewinner kann die Wohnung selbst beziehen und zahlt dann 485 Mark monatlich (für Betriebskosten). Er kann sie auch verkaufen oder vermieten. Das soziale Anliegen wird bei einer Kaltmiete von etwa 3.000 Mark, die der Gewinner laut Deutschendorf verlangen kann, wohl aber auf der Strecke bleiben.
Die Pressestelle von Bausenator Wolfgang Nagel sieht in der Verlosung angesichts eines Fehlbestandes von 100.000 Wohnungen in Berlin »keine Lösung des Wohnungsproblems«. Die Berliner Mietergemeinschaft kritisiert die Verlosung als »unerhörte (wohnungs)politische Instinktlosigkeit und Verhöhnung aller Berliner Mieter und Wohnungssuchenden«. wahn
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