Am Tomatenketchup ist was faul

■ Wer auf Pommes mit Ketchup steht, tunkt die Stäbchen in ein Gemisch aus Zucker und Gewürzen/ Tomaten sind oft nur Zusatzstoff und vielfach vergammelt

Ketchup ist bei vielen Deutschen zum Grundnahrungsmittel geworden. Etwa 100.000 Tonnen kippen sie sich jedes Jahr über Pommes, Spaghetti oder Bulette. Daß sie sich damit nicht unbedingt etwas Gutes tun, zeigt ein Test von 25 Sorten Ketchup, den das 'Öko-Test‘-Magazin in seiner neuesten Ausgabe veröffentlicht.

Fast alle Ketchupsorten, so ein Ergebnis des Tests, enthalten verdorbene Tomaten. Sie gelangen über das Tomatenmark in die Soße, das die meisten Produzenten für ihre Ketchups verwenden. Für dieses Tomatenmark, das vor allem aus Italien, Griechenland und Spanien importiert wird, verwenden die Ketchup- Mixer meist Tomaten schlechterer Qualität. Die besten Früchte kommen als frische Ware in den Handel. Tomaten, die schon kleine Risse oder Flecken haben, bieten jedoch gerade in diesen heißen südlichen Ländern einen guten Nährboden für Hefen, Schimmelpilze und andere Mikroorganismen. Hefen sind zwar nicht giftig, doch sie verderben den Geschmack. Schimmelpilze können dagegen auch gesundheitsschädliche Pilzgifte bilden.

Verbraucher schmecken die verdorbenen Früchte nicht heraus. Das schlechte Aroma von Tomatenmark, das das chemische Untersuchungsamt Bielefeld bereits vor einigen Jahren beanstandete, wird im Ketchup durch Zucker und Gewürze überdeckt. In allen untersuchten Ketchup-Sorten stecken mehr als 10 Prozent Zucker, mit 33 Prozent liegt das Weiand Tomaten Gewürz Ketchup von der Firma Fuchs Gewürze an oberster Stelle. Damit ist der Unterschied zwischen Ketchup und Süßigkeiten nicht mehr groß. Ketchup sollte daher nur in geringen Mengen verzehrt werden — »wie alle Süßigkeiten«, sagt Barbara Dohmen von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Zucker, Salz und andere Gewürze, Essig, Aromastoffe und Geschmacksverstärker machen in Tomaten-Ketchup bis zu 75 Prozent der Masse aus, in Gewürzketchup können sie einen noch größeren Anteil haben. Tomaten selber sind dann zum Zusatzstoff degradiert.

—'Öko-Test‘ empfiehlt daher, Ketchup-Flaschen im Regal zu lassen und sich stattdessen die Tomatensoße im Sommer aus frischen Tomaten selber herzustellen.

—Wer diese Mühe scheut, sollte zumindest eine Marke mit niedrigem Zuckergehalt wählen, die möglichst keine Verdickungsmittel, Aromastoffe, Geschmacksverstärker oder Stabilisatoren enthält. Ketchups mit einem geringen Zuckergehalt erkennt der Verbraucher daran, daß der Zucker auf der Zutatenliste erst an hinterer Stelle steht.

—Von mit Süßstoffen versetzten »Light«-Produkten rät 'Öko-Test‘ ab, da sie zum Teil gesundheitlich bedenklich sind und die Sucht nach Süßem fördern. Dorothee Meyer-Kahrweg