„Da sollte Bush mal durchmüssen“

Washington (afp) — Von der Geburt in einer Familie der amerikanischen Unterschicht bis zum Leben auf einer Parkbank. Sterben und in der Haut eines unterprivilegierten Amerikaners wiedergeboren werden, um die Ängste, Träume und das Elend von Obdachlosen zu spüren, das ist das Ziel einer „Schock-Ausstellung“, die Chris Hardman, Regisseur am Theater von Sausalito, für die US- Hauptstadt konzipiert hat.

„Sie sterben.“ Dunkelheit umhüllt den Besucher im ersten Raum der jüngsten Ausstellung des Washingtoner Museums der „Smithsonian Institution“. Mit dem Kopf zuerst wird er auf dem Operationstisch in die Kammer einer Leichenhalle geschoben. Erst dann bringt ihn die Stimme des Erzählers auf die Welt zurück. Einlaß ist alle drei Minuten, für eine Person. Vollkommen allein, oftmals angeekelt und voller Zorn würde der Besucher der Atmosphäre von angsteinflößenden Klängen und Lichtern gerne entfliehen. „Diese Mutter hat ein Kokain-Baby, ein Heroin-Baby und ein Alkohol-Baby“, schnarrt die Stimme. „Schlag, hau zu!“ befiehlt sie verführerisch vor einem Punching-Ball. Die Stimmung in der Familie ist aggressiv: Flüche, klirrende Gläser und ständiges Kinderschreien dröhnen in den Ohren. Nach der Entlassung aus der Besserungsanstalt warnt eine Sozialarbeiterin mit umwerfendem Lächeln: „Es wird sehr schwer sein, Arbeit zu finden.“ Das Abdriften in den Drogenkonsum, kleinere Diebstähle und Gaunereien beginnt beim Job als Koch einer Hamburgerkette. Schließlich treten die Stimmen der Obdachlosen an die Stelle des Erzählers.

Sie schildern ihre Träume, eines Tages in der Lotterie zu gewinnen. „Wenn du jeden Tag spielst, schaffst du es eines Tages.“ Nach einem Aufenthalt im Gefängnis weiß der Besucher, daß ihm keine andere Zukunft mehr bleibt, als die auf einer Bank im Park, in der Dunkelheit voller beunruhigender Geräusche. Der einzige Trost: Alkohol. Um nach 30 Minuten aus der Ausstellung zurück ins Leben der „Normalen“ zu gelangen, muß er eine Rolle vorwärts machen und findet sich als blinder Passagier auf einer Eisenbank in einem Nachtzug wieder.

„Dieser Besuch hat mich total aufgewühlt“, meint Peter, ein junger Student aus Washington. „Ich würde mir wünschen, daß George Bush hier auch einmal durchläuft.“ Die Ausstellung soll noch bis zum 15. April geöffnet sein. Für Menschen mit zarten Nerven stehen mehrere Notausgänge zur Verfügung.