piwik no script img

Zustände wie bei Grohner Düne ...

■ Was deutsche Hausverwalter mit ausländischen Bewohnern alles machen

Der Müll türmt sich im Innenhof, das Treppenhaus ist völlig verdreckt, es stinkt: Seit letzten Montag gibt es in dem trostlosen Wohnblock der Grohner Düne nicht einmal mehr einen Hausmeister. Aufgebrochene Briefkästen, die nicht repariert werden, nicht abschließbare Haustüren, undichte Fenster, die des Nachts unerwartet aufspringen, Kacheln, die von den Wänden fallen, kaputte Lüftungen, die den ganzen Winter nicht repariert werden. In dieser Atmosphäre leben 150 vorwiegend türkische Familien. An einigen Wänden haben sich durch Feuchtigkeit bereits Schimmelpilze gebildet. Doch die Bewohner wehren sich. „Wir haben eine Stimme,“ meint Feride Coskun, „auch wenn die denken, daß sie mit Ausländern machen können, was sie wollen.“

Seit zehn Jahren lebt sie mit ihrer Familie zu sechst in einer Vier-Zimmerwohnung im 12. Stock der Bydolekstraße. Ebenso lange lebt Boguslawa Schanowski mit ihrer Familie hier. Sorgsam hat sie ihre Briefvewechsel mit den ständig wechselnden Eigentümern dieser Wohnanlage aufbewahrt. Seit 1988 hat sie und vermutlich auch die anderen Mieter keine Heiz- und Nebenkostenabrechnung mehr bekommen. Richtig schlimm geworden seien die Zustände seit die dänische Firma Dansk im Mai 1990 die maroden Anlage vom Zwangsverwalter Wolfgang Wutzke aufgekauft habe. Bereits vorher seien Heiz- und Nebenkostenabrechnungen

nicht zurückgezahlt worden, nun werden nicht einmal defekte Einrichtungsgegenstände repariert. Wie auch: Die Anlage, nunmehr im Besitz der Dänen, wird von der Firma Schlünßen Immobilien in Pinneberg verwaltet, die zwar immer wieder Abhilfe zusichert, de facto aber nichts unternehme.

Im Übernahmevertrag hatte sich die Firma Dansk verpflichtet, eine Bremer Verwaltungsfirma einzusetzen, die sich auch tatsächlich um die Belange der Mieter kümmern könnte. Rechtsanwältin Renate Drygala-Friese und Rechtsanwalt Heinrich Theilmann versuchen, einigen Mietern zu ihrem Recht zu verhelfen — wie auch der Sozialarbeiter Peter Wührmann. Da der Vermieter, also mittelbar die Firma Schlünßen, überhaupt nicht auf Anfragen reagierten oder nur höflichst abwimmelten, hätten die Bewohner der Grohner Düne ihre Miete gemindert. „Das ist die einzige Möglichkeit, wo wir denen weh tun können“, erläutert Anwalt Heinrich Theilmann.

Bei den Wohnungen handelt es sich um Sozialwohnungen, die Zuschüsse vom Amt für Städtebauförderung erhalten. Theilmann glaubt wie seine Kollegin aber nicht daran, daß Rückforderungen von Subventionen den Mietern dienlich sein könnten. „Vielleicht spekulieren die auf eine Aufhebung der Mietpreisbindung nach dem Wegfall der öffentlichen Gelder“. Maren Bargerding

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen