Möchtegern-häßlich

■ Zodiac Mindwarp & The Love Reaction und Helga Pictures kommen ins Huxley's

Die häßlichste Band des Universums.« Einer der Sprüche mit denen »Zodiac Mindwarp« mal für sich warb. Dabei sah und sieht der Mann eigentlich ganz gut aus, und ungewaschen macht noch lange nicht häßlich. Sauber war er im Grunde auch: zu deutlich sah man seinem Gesicht die Theaterschminke und dem Fünftagebart die sorgfältige Pflege an. Trotzdem war eine neue Mode geboren. Der Möchtegern-Häßliche wurde »Grebo« getauft, und fortan konnte man sich in U-Bahnen wundern, warum der abgerissene Mensch neben einem so frisch nach Badewanne roch.

Aber Zodiac Mindwarp war noch mehr, war Machismo, war dreckiger Rock'n‘Roll, den es eigentlich nicht mehr gab. Vor allem aber war er eine Parodie seiner selbst, ein Abgesang auf den Kult vom »Street Rock'n'Roll«. An dem Punkt lösten sich die inneren Ungereimtheiten auf. Grebosein war für Mindwarp Kabarett, und ob er selbst das wirklich wußte, tut nichts zur Sache. Die Fans dagegen, die seinen Stil kopierten, waren nur noch peinlich — ein Beispiel mehr für die Pervertierung von Jugendkultur durch Werbung und Zeitgeistzeitschriften.

Die Musik fiel bei der ganzen Angelegenheit fast völlig unter den Tisch. Keinem fiel groß auf, daß Zodiac Mindwarp eine besonders stupide Version von Stumpfrock produzierte. So stumpf allerdings und so dreist primitiv, daß sich die Propagierung der neuen Barbarei durchaus glaubwürdig in den Tönen niederschlug. Die Musik hatte vor allem Kraft und Lautstärke. Nichts war diffizil oder kompliziert, dazu konnte noch der motorisch Unbegabteste sein Haupthaar schütteln.

Ein groß aufgeblasenes Nichts also, das viel zu viel Charme besaß, um wirklich ernst gemeint zu sein. Das war denn auch die größte Leistung von Herrn Mindwarp und seinen Mannen: ihr Humor. Die ganzen nietenschweren Lederjacken, die dicktittigen Frauen und die übertriebene Coolness wurden mit einem solchen Augenzwinkern vorgetragen, daß selbst der größte Trottel hätte bemerken müssen, daß er gnadenlos verarscht wird.

Wie diese Parodie zu der Vorgruppe »Helga Pictures« kommen konnte, soll ein Geheimnis der gemeinsamen Plattenfirma IRS bleiben. Helga Pictures machen zwar auch irgendwie Rock, aber das »irgendwie« ist in diesem Fall mal kein Füllwort. Ihr offensichtlichster Einfluß ist Living Colour, von denen sie das funkige Grundgerüst und die delirierende Gitarre übernommen haben. Wie ernsthaft sie ihr Geschäft betreiben, soll die Geschichte belegen, daß sich das Trio angeblich in einem fränkischen Kloster und bei einem klassischen Klavierkonzert kennenlernte. Aber wer glaubt schon Promogeschichten? Thomas Winkler

Heute abend um 20 Uhr in »Huxley's Neuer Welt«, Hasenheide 108-114, Kreuzberg