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Arbeit statt Sozialhilfe

■ Werkstatt Bremen bietet Perspektiven für Dauerarbeitslose

Die Werkstatt Bremen hat ein selten gewordenes Problem. Das Geld für 1.200 Beschäftigungs- und Qualifizierungsmaßnahmen ist schon bewilligt, nur: An die Menschen, die mit dem Programm „Arbeit statt Sozialhilfe“ erreicht werden sollen, kommt die Werkstatt nicht heran. „Normalerweise müßten die Sachbearbeiter der Wirtschaftlichen Hilfe ihre Klienten auf uns aufmerksam machen“, erklärt Renate Finnie das Phänomen, „aber die sind offenbar viel zu überlastet, als daß sie sich auch darum noch kümmern könnten.“

Kümmern müßten sie sich schon, denn die Klienten, um die es geht, bedürfen der Unterstützung. Es geht um langzeitarbeitslose Sozialhilfeempfänger und -empfängerinnen. In Bremen fielen 1991 insgesamt 9.637 Menschen darunter: Arbeitslose, die durch die Maschen der Arbeitslosenunterstützung gefallen sind und Sozialhilfe bezogen haben.

Die Vermittlung dieser Menschen auf dem Arbeitsmarkt gehört zu den bislang ungelösten Problemen der Sozialbehörde. Die Gewöhnung an den Arbeitsalltag kann von vielen nicht mehr alleine bewältigt werden. Um den Übergang in den Berufsalltag zu erleichtern und die Chancen auf einen Arbeitsplatz zu verbessern, hat die Werkstatt Bremen im letzten Jahr etwa 140 auf zwei Jahre angelegte Arbeitsverträge vermitteln können. In deren Mittelpunkt steht neben der Arbeit auch die berufliche Qualifizierung.

Vertragspartner für die Werkstatt sind neben dem öffentlichen Dienst vor allem Freie Träger: Gemeinnützige Vereine und Initiativen. Vom ungelernten Arbeiter, der bei den Recycling-Höfen angestellt ist, ist über KFZ- Betriebe, Landschafts- und Gartenbau bis zum Akademiker, der in eine sozialpsychologischen Beratungsstelle vermittelt werden kann, eine weite Berufspalette im Angebot. Einziges formales Kriterium ist der ausschließliche Bezug von Sozialhilfe.

Die Vermittlung bietet sowohl für die Kommune als auch für die Klienten Vorteile: Die Kommune hofft, mit den Qualifizierungsmaßnahmen den oder die Arbeitslose langfristig aus dem Sozialhilfetopf zu bekommen. Auf der anderen Seite besteht mit der Qualifizierung, die etwa 50 Prozent der Arbeitszeit ausmacht, eine bessere Chance auf Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt. Außerdem erwerben die Arbeitslosen durch die Maßnahmen Anspruch auf Umschulungen nach dem Arbeitsförderungsgesetz, würden also dann weiter über Bundesmittel qualifiziert.

Die Werkstatt Bremen hat im letzten Jahr 4.987 Beratungsgespräche geführt und insgesamt 2.289 Interessierte registriert. Abgeschlossen wurden 685 Verträge (die meisten allerdings normale BSHG-19-Stellen), denen eine Abbrecherquote von 16 Prozent gegenübersteht. „Wenn die Betreuung nicht gewährleistet ist, brechen viele einfach ein“, erklärt Renate Finnie die relativ hohe Quote. Wer zum Beispiel bislang Sozialhilfe bezogen hat und dann Lohn bekommt, muß oft auch plötzlich wieder alte Schulden zurückzahlen. „Wenn das nicht vorbereitet wird, wachsen die Probleme schnell über den Kopf“, erklärt sie.

Für die geplanten 1.200 Stellen sind die Personalmittel vorhanden, über die Komplementärmittel muß noch entschieden werden. „Es sieht aber ganz gut aus“, erklärt Renate Finnie. Das Paradoxe ist nur: Während die Maßnahmen für Langzeitarbeitslose ausgeweitet werden, drohen die Träger, die weitgehend auf ABM- Maßnahmen angewiesen sind, durch die drastischen Kürzungen auseinanderzubrechen. mad

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