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Dreikampf um den Titel

■ Frankfurt, VfB Stuttgart und Dortmund punktgleich an der Bundesligaspitze/ Gedränge in der Abstiegszone

Düsseldorf (dpa) — „Deutscher Meister wird, wer die besseren Nerven hat“, prophezeite Frankfurts Spielmacher Uwe Bein, nachdem den Hessen im Spitzenspiel gegen den VfB Stuttgart ein 1:1 reichte, um die beim 1:2 in Nürnberg erstmals nach sechs Monaten und 19 Spielen besiegten Dortmunder wieder an der Tabellenspitze abzulösen. Alle drei Clubs haben nunmehr 41:21 Punkte.

Eine ähnlich spannungstreibende Konstellation mit drei konkurrierenden Vereinen an der Spitze hat es seit Jahren nicht mehr gegeben. Dem langsamen Aufstieg des VfB Stuttgart ist es zu verdanken, daß die Brisanz zugenommen hat. „Keiner hatte die Stuttgarter bisher richtig auf dem Zettel, deswegen konnten sie in Ruhe arbeiten“, erklärte Eintracht-Torwart Uli Stein einen vermeintlichen Vorteil der Schwaben, die dank eines klugen taktischen Schachzugs von Trainer Christoph Daum im Waldstadion sogar den Ausfall der Nationalspieler Guido Buchwald und Matthias Sammer kompensierten. Vor 47.000 Zuschauern spielte der VfB, bei dem Uwe Schneider und Eyjölfur Sverrisson die Frankfurter Mittelfeldstars Bein und Andreas Möller durch Manndeckung an die Kette legten, in der ersten Halbzeit wie der Deutsche Meister 1992.

Die aktuelle Formkurve spricht für die Schwaben, die mit 13:5 Punkten der erfolgreichste der drei Spitzenklubs nach der Winterpause vor den Hessen (12:6) und den Westfalen (11:7) sind. Vor dem schweren Heimspiel gegen den 1. FC Nürnberg nennen die Stuttgarter übereinstimmend ihren Trainer als Hauptgrund für den Höhenflug. Der 38jährige Daum, der im November 1990 den abstiegsgefährdeten VfB übernahm, scheiterte mit dem 1. FC Köln 1989 und 1990 zweimal beim Angriff auf den damals noch starken FC Bayern München. Diesmal will er nicht als Vize aus dem Rennen gehen.

Ein Blick auf das Restprogramm zeigt keinen klaren Vorteil für eines der drei Teams. Mit der Partie Stuttgart-Dortmund kommt es in drei Wochen nur noch zu einem Spitzenduell. Alle Titelkandidaten haben noch vier Auswärts- und drei Heimspiele. Zünglein an der Waage werden drei Teams von Rhein und Ruhr: Gegen Wattenscheid, Leverkusen und Mönchengladbach müssen noch alle drei Meisterschaftsaspiranten antreten. Leverkusen besitzt nach dem 1:1 beim 1. FC Köln trotz eines Drei- Punkte-Abstands bei 14 zu vergebenen Zählern noch eine heimliche Titelchance.

Auch am Tabellenende nimmt die Spannung zu, da selbst Siege bei dem ausgeglichenen Feld die Abstiegsgefahr nicht mildern. Dresden (2:0 über Karlsruhe) und Bochum (2:1 über Duisburg) blieben trotz ihrer Erfolge auf den Abstiegsplätzen, die Münchner (4:2 bei den Stuttgarter Kickers) und Hamburger (1:0 gegen Gladbach) trotz doppelten Punktgewinns in der Gefahrenzone, die bis zum zehnten Rang reicht. Die Spannung sorgt weiterhin für eine gute Publikumsresonanz: Mit rund 275.000 Zuschauern wurde der beste Rückrunden- und der drittbeste Saisonbesuch erzielt. Gregor Derichs

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