Treuhand verkauft Elpro AG

■ Von 2.000 Arbeitsplätzen sollen 1.400 erhalten bleiben/ Proteste der Belegschaft blieben erfolglos

Berlin. Der Verkauf des Ostberliner Treuhandbetriebs Elpro AG (Elektroprojekt und Anlagenbau) ist perfekt. Das wurde gestern der Belegschaft auf einer Versammlung bestätigt. Das Filetstück der ostdeutschen Elektroindustrie geht mit 200 Millionen DM Jahresumsatz und über 2.000 Beschäftigten an die Privatinvestoren Hartmut Emans, Axel Eckhardt und Dieter Schlossleitner (EES-Gruppe). Gegen die drei Neu- Unternehmer hatte es Kritik wegen ihrer guten Beziehungen zu leitenden Treuhand-Managern gegeben.

Die Vereinbarungen mit der Treuhand sehen vor:

—die Elpro AG wird in rund drei Jahren von ihrem jetzigen Standort in noch neu zu errichtende Gebäude und mit neuen Maschinen umziehen.

die EES-Gruppe verpflichtet sich, bis zum Jahr 1996 500 Mio. DM für Ausrüstung, Maschinen und Vernetzungen zu investieren und weitere 120 Mio. DM für Baumaßnahmen am neuen Standort;

—das neue Gelände an der Rhinstraße (eine wertvolle Immobilie von rund 270.000 Quadratmeter) bleibt in Treuhandbesitz;

—die Belegschaft wird von derzeit 2.150 um 550 Beschäftigte auf 1.600 reduziert;

—die zur Entlassung vorgesehenen Kolleginnen und Kollegen werden mit einem von der Treuhand finanzierten Sozialplan (9.000 DM und ein bißchen Kleingeld — das war's dann für jahrelange Arbeit) abgespeist;

—die EES-Gruppe garantiert nur 1.400 der vereinbarten 1.600 Arbeitsplätze;

—die Treuhand übernimmt die Altschulden der Elpro AG in Höhe von 190 Mio. DM sowie die dazugehörige Zinslast in Höhe von 22 Mio. DM. Sie übernimmt weiterhin die Verluste der Elpro für das Jahr 1991 in Höhe von 40 Mio. DM und die voraussichtlichen Verluste des Jahres 1992 in noch unbekannter Höhe.

Die Belegschaft der Elpro, der Betriebsrat und die Berliner IG Metall hatten sich wochenlang gegen den Verkauf der Elpro ausgesprochen und am 13. April durch eine Protestaktion vor der Treuhand eine Verschiebung der Verkaufsentscheidung erreicht. Jetzt ist die Enttäuschung groß. »Das Benzin für die Busfahrt zur Treuhand hätten wir uns sparen können«, meinten einige Betriebsangehörige nach der gestrigen Belegschaftsversammlung. Andere schimpften auf den Betriebsrat und die IG Metall: »Beschämend, wie der Betriebsrat umgefallen ist.« Die Gewerkschaft hat sich gar nicht richtig für uns eingesetzt.« Der Widerstand gegen die Arbeitsplatzvernichtung in Ostdeutschland geht aber weiter. Am 20. Juni wird in Berlin ein Kongreß von rund 1.000 ostdeutschen Betriebs- und Personalräten stattfinden, auf dem über ein gemeinsames Vorgehen gegen die verheerende Privatisierungspolitik der Treuhand beraten wird. Martin Clemens