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„Alter Faschist“

■ Samaranch unter Druck

Hamburg (dpa) — Nach den Spielen 1988 in Seoul hielt Präsident Juan Antonio Samaranch sein Internationales Olympisches Komitee (IOC) reif für den Friedensnobelpreis. Nun wird ihm vorgeworfen, die olympische Bewegung sei unter seiner Führung korrupt und antidemokratisch geworden. Er, der „alte Faschist“ und „über 40 Jahre aktive Parteigänger der am längsten bestehenden Diktatur Europas“, habe die Bewegung „nach einem Modell gestaltet, das dem Spanien Francos gleicht“. Diese Vorwürfe sind in einem Buch enthalten, das von den englischen Journalisten Vyv Simson und Andrew Jennings nun in Deutschland auf den Markt kam (Geld, Macht und Doping, Albrecht Knaus-Verlag). Die leider recht moralinsauren Autoren sind sich sicher: „Das große Furunkel des IOC auf dem Körper des Sports könnte innerhalb weniger Wochen aufgestoßen werden.“ Das Buch zeichnet das Bild eines Sport-Imperiums, das von Samaranch nach den Gesetzen des Big Business regiert wird: den Hochleistungssport meistbietend verkaufen. Die Autoren geben die Vermögenswerte des IOC für Ende 1990 mit 118 Mio.Dollar, die Barmittel mit fast 60 Mio. an. Samaranch zeigte sich tief verletzt und sprach sich für eine Klage aus. Seine Kollegen wollen zunächst eine Prüfung. Samaranch spricht von einer „angelsächsischen Verschwörung“, von einer „Konspiration gegen die olympische Bewegung und gegen mich“.

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