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Personenführung #146: Joachim GabrielWie Wachs in seinen Händen

Er hält den Laden der taz am Laufen: Joachim Gabriel knetet die MitarbeiterInnen der taz ein Mal die Woche in den Massage-Himmel.

Von MICHAEL RINGEL

Der wichtigste Mann in der taz heißt Joachim Gabriel. Er ist nicht der Geschäftsführer, nicht der Chefredakteur, nicht ein Autor unserer kleinen Tageszeitung ist er. Joachim ist der Masseur. Winters wie sommers kommt er donnerstags in die Dutschkestraße, im Gepäck ein Rohrgestänge, das sich auseinandergefaltet als Massagestuhl entpuppt. Auf diesem Knetmöbel dürfen sich alle taz-Mitarbeiter*innen, die es danach verlangt, eine Viertelstunde lang von Kopf bis Fuß massieren lassen.

Und es gibt einige Probleme, die Joachim wegwalkt: Verspannungen im Nacken von der ewig falschen Haltung am Arbeitsplatz; schmerzende, weil dauernd falsch belastete Muskelpartien; und das beliebteste Dilemma: Jemand hat „Rücken“.

Dann setzt Joachim, der eigentlich ein zarter Mensch ist, seine unglaublich muskulösen Hände ein – und sollte das nicht genügen, presst er seine Ellenbogen auf Körperstellen, die nie ein Mensch zuvor gesehen, geschweige denn gefühlt hat.

So kommt es einem jedenfalls vor, wenn Joachim mit einer faszinierenden Mischung aus Sanftheit und Härte, die er Shiatsu nennt, zugange ist. Unter seinen Händen entschlummern still und sanft die Leidensgestalten, die wie ein Stück Wachs dahinschmelzen und vom Stuhl zu gleiten drohen.

Die Massage einmal in der Woche ist meist der einzige Moment der Körperlichkeit in einer von digitalen Sphären mehr und mehr beherrschten Arbeitswelt. Und wem dies vorkommt wie Sex, der hat sogar ein bisschen recht – ja, es ist fast wie Sex, nur besser. Und so hält Joachim den Laden taz am Laufen.

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