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KOMMENTAREEine schnelle, harte Antwort ist nötig

■ Nach der Bangkoker Blutnacht muß der Westen die Thai-Generäle unter Druck setzen

Im Hotel Royal, in dem gewöhnlich europäische Touristen residieren und Thais prunkvolle Hochzeiten feiern, wütete eine entfesselte Soldateska. Draußen auf der Straße schossen Soldaten wahllos friedliche DemonstrantInnen zusammen, wie im Juni 1989 auf dem Tiananmen in Peking. Mit zynischer Brutalität versuchen General Suchinda und die Armee, ihre Privilegien und Pfründe zu verteidigen. Diese sind bedroht, denn der Wirtschaftsboom schuf eine neue Mittelklasse und eine selbstbewußte Arbeiterschaft, die soziale Gerechtigkeit, Demokratie und ein Ende der halbfeudalen Korruption ersehnt und erkämpfen will. Ihre schlichten Forderungen wollen die Militärs im Blut ertränken.

Die USA und Großbritannien übten bereits Kritik am unglaublichen Vorgehen der Militärs. Jetzt müssen Japan, die Europäische Gemeinschaft und die Bundesregierung schnell, deutlich und hart reagieren. Jahrelang haben sich westliche Politiker in wohlfeilen Klagen über Menschenrechtsverletzungen in Thailands sozialistischen Nachbarländern Vietnam, Kambodscha und Laos ergangen und diese Länder wirtschaftlich boykottiert. Jetzt ist ihr treuer, allzeit antikommunistischer Verbündeter an der Reihe. Mit einer floskelgetränkten Verurteilung des Massakers ist es allerdings nicht getan; auch nicht mit der Streichung der Entwicklungshilfe — die Thailand ohnehin nicht mehr nötig hat. Nur ein Wirtschaftsboykott könnte die Bangkoker Generäle und ihre politischen Handlanger zur überfälligen Demokratisierung zwingen. Ein individueller, massenhafter Reiseboykott wäre für das Land, dessen wichtigste Einnahmequelle weiterhin der Tourismus ist, ebenfalls höchst wirkungsvoll.

Es ließe sich einwenden, daß der Boykott des Nachbarlandes Birma nach einer ähnlich blutigen Niederschlagung der Demokratiebewegung im Sommer 1989 die Generäle in Rangun bislang nicht über die Maßen beeindruckt hat. Thailand ist mittlerweile jedoch vom Handel und auch dem Image eines friedlichen, buddhistischen Landes existentiell abhängig. Die „business-community“, die Banker und Tycoons von Bangkok können es nämlich nicht zulassen, daß durchgedrehte, blutrünstige Generäle das prosperierende Land um Jahrzehnte zurückwerfen. Michael Sontheimer

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