: Arbeitgeber: Job nur für sterilisierte Frauen
Magdeburg (dpa) — Arbeitnehmerinnen in Sachsen-Anhalt sind von ihren Arbeitgebern aufgefordert worden, sich sterilisieren zu lassen, um ihren Job zu behalten oder einen neuen Arbeitsplatz zu bekommen. Von Aufforderungen solcher Art hätten ihr mehrere Gleichstellungsbeauftragte verschiedener Landkreise berichtet, sagte die Magdeburger Frauenbeauftragte Editha Beier am Montag zum Auftakt der Aktionstage „Arbeitsmarktpolitik ist Frauenpolitik“ in Magdeburg. Als Begründung sei den Frauen gesagt worden, daß beispielsweise der Schwangerschaftsurlaub und die Freistellung bei Krankheit eines Kindes eine Belastung für den Betrieb seien. Eine Mitarbeiterin der Magdeburger Gleichstellungsstelle sagte am Dienstag, ihr seien mehrere Frauen im Alter von 27 bis 33 Jahren bekannt, die sich aus Angst vor Arbeitslosigkeit sterilisieren ließen.
Auch die Gleichstellungsbeauftragte eines Landkreises bestätigte am Dienstag Frau Beiers Schilderungen der gegenüber 'dpa‘. Einer Elektronikerin, die Anfang zwanzig gewesen sei, sei auf ihre Bewerbung in einem Betrieb unter anderem geantwortet worden, sie solle „ihren Mann schicken“, so die Frauenbeauftragte, die zum Schutz der Gesprächspartnerin ungenannt bleiben wollte. Die Arbeitssuchende ohne Partner und Kinder habe sich daraufhin sterilisieren lassen und mit der Bestätigung zu diesem Arbeitgeber gehen wollen.
Frau Beier forderte von Ministerpräsident Werner Münch (CDU) eine Stellungnahme, inwiefern die Landesregierung Diskriminierungen von Frauen entgegenwirkt. Sie habe Münch Ende März über diese Klagen unterrichtet. Er habe ihr bislang jedoch nicht geantwortet. Münch sagte Radio Sachsen-Anhalt, wenn die Vorwürfe zuträfen, wäre das ein Skandal. Es könne nicht sein, daß Methoden totalitärer Regime in Sachsen-Anhalt praktiziert würden.
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