: Agitpop-Symphonie
■ Kein Geld für das Rundfunkorchester Berlin?
Es klang beschwingt, war aber zornig gemeint. Gestern vormittag hat das Rundfunk-Orchester Berlin mit einem Freiluftkonzert vor dem Rathaus Schöneberg protestiert: Gegen seine Abwicklung. »Taube Ohren für leichte Muse« und »79 Musiker arbeitslos bis zur Rente!« war auf Transparenten zu lesen, während Populäres von Bizet, Brahms, Berlioz und Lincke erklang. Solocellist und Orchestervorstand Werner Klemm appellierte an das Abgeordnetenhaus, »zu einer Lösung der Finanzierung des Klangkörpers« beizutragen«. Am 31. Juli enden die Verträge. Ein neuer Träger hat sich nicht gefunden, obwohl Bund, Länder und Rundfunkanstalten das Orchester prinzipiell erhalten wollen. Es war am 1. Dezember 1952 gegründet worden. Cellist Klemm erinnerte an den Artikel 35 des Einigungsvertrages, der die Sicherung der Kultursubstanz der DDR festschreibt: »Diesem Tatbestand wird in keiner Weise Rechnung getragen«.
Am 27. Juni wird das zunächst letzte Konzert einer Reihe »Melodie Populär« stattfinden. Es könnte zur definitven Fermate werden, es sei denn, Helmut Kohl hat ein Ohr für Solidaritätsadressen: Der Vorstand der Berliner Philharmoniker hat bereits zweimal an den Bundeskanzler appelliert, sich für die Kollegen einzusetzen. dpa/nh
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