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Kein störendes Gesabbel mehr

■ Beim Hansa-Taxi vermittelt jetzt Kollege Computer/8 Prozent mehr Fahrgäste

vermittelt jetzt Kollege

Computer / 8 Prozent mehr Fahrgäste

„Erheblich angenehmer“ als die alte Funkvermittlung ist für Mischa Spreen das neue „Indelco“-Datenfunksystem. Die Taxifahrerin, die für die Genossenschaft „Hansa- Taxi“ ihren beigen Mercedes steuert, weiß wovon sie spricht. Die Touren bekommt sie nicht mehr per Sprechfunk, sondern über ihren kleinen Bordcomputer vermittelt.

Das kofferadiogroße High-Tech- Gerät verrät der Taxi-Chauffeurin alles Wissenswerte: Wieviel KonkurrentInnen sich in ihrer Umgebung gerade um einen Fahrgast bewerben, die neuesten Wechselkurse und — unbestätigten Informationen zufolge — auch die aktuelle Position der polizeilichen Radarfallen.

Zwar hat Mischa Spreen noch nicht bemerkt, daß die neue Technik den TaxifahrerInnen — wie vom Hansa-Vorstand behauptet — „mehr Geld in weniger Zeit“ beschert. Doch das „ununterbrochene Gesabbel“ aus der Zentrale, das sie sich bislang während der Arbeit anhören mußte, fällt nun weg. Ergebnis: „Ich kann mich jetzt besser unterhalten und bin nach der Arbeit weniger geschafft“. Dafür sei aber der Kontakt zu den KollegInnen schlechter geworden. Denn der Bordcomputer hat die boshafte Angewohnheit, die Funkkontakte der FahrerInnen untereinander in schöner Regelmäßigkeit nach drei Sekunden zusammenbrechen zu lassen.

Über ein Jahr mußte die Taxi- Genossenschaft warten, bis sich am Montag Wirtschaftssenator Krupp endlich die Ehre gab, das mobile EDV-System offiziell einzuweihen. Denn schon seit Juni 1991 fahren die 570 Karossen von Hamburgs größtem Taxiunternehmen mit der neuen High-Technik — als erste im Bundesgebiet. Der Fahrer teilt dem Computer mit, ob sein Wagen frei oder besetzt ist und von wo nach wo er gerade fährt. Ruft ein Fahrgast bei der Taxi-Zentrale an, ermittelt die Datenbank blitzschnell, welcher Fahrer in Frage kommt und erteilt diesem den Auftrag.

Nach Angaben von Manfred Gieselmann, dem zweiten Vorsitzenden von Hansa-Taxi, vermindern sich durch das neue System die Wartezeiten der Kunden um durchschnittlich vier Minuten, die 1200 eingesetzten Fahrer sind besser ausgelastet. Beabsichtigter Nebeneffekt: Da nun mehr Touren mit

weniger Aufwand vermittelt werden, können die „irrsinnig hohen Personalkosten gesenkt werden“. „Stammpersonal wird aber nicht entlassen“, verspricht Gieselmann.

Die Investition von rund 2,5 Millionen Mark, die das Computersystem aus Österreich kostet, soll sich nämlich in erster Linie durch die Verdrängung der schlechter ausgerüsteten Konkurrenten vom Markt amortisieren. „Der Kunde merkt, daß er bei uns am schnellsten bedient wird“, weiß Gieselmann. Allein seit Einführung des Datenvermittlungssystems könne das Unternehmen einen Fahrgast- Zuwachs von knapp 8 Prozent verzeichnen. Marco Carini

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