: Japan importiert immer weniger
■ Neuer Rekordüberschuß Japans im Warenaustausch mit den USA und der Europäischen Gemeinschaft
Tokio (dpa/vwd) — Japan hat in seiner Handelsbilanz in den ersten sechs Monaten 1992 den höchsten Halbjahresüberschuß aller Zeiten erreicht. Gegenüber dem Vorjahr stieg das Plus im Warenverkehr um 52,4 Prozent auf 49 Milliarden Dollar (rd. 76 Mrd. DM). Das Finanzministerium berichtete gestern, die Ausfuhren seien um 8,6Prozent auf 163 Milliarden Dollar gewachsen, während die Importe um 3,3 Prozent auf 114 Milliarden Dollar sanken. Im Juni betrug der Überschuß 8,9 Milliarden Dollar, 24,1Prozent mehr als im Juni 1991. Dabei erreichten die Exporte 28 Milliarden Dollar (plus 10,5 Prozent) und die Importe 19,1 Milliarden Dollar (plus 5,1Prozent). Experten des Ministeriums sagten, die schlechte Inlandsnachfrage in Japan drücke auf die Importe und verursache einen zusätzlichen Druck, Produkte im Ausland zu verkaufen.
Zum Auftakt der 29. japanisch- amerikanischen Wirtschaftskonferenz kritisierten beide Seiten die Entwicklung. Der Vorsitzende des Gremiums, der Amerikaner John Marous, forderte: „Der japanische Markt muß vollständig für den Welthandel, für Dienstleistungen und Investitionen offen sein. Die Weltwirtschaft kann nicht länger warten.“ Der frühere japanische Ministerpräsident Yasuhiro Nakasone bezeichnete den Abbau des explodierenden Handelsbilanzüberschusses als eine der zentralen Aufgaben Tokios. „Wir müssen uns selbst beweisen, daß wir ein reifes kapitalistisches Land sind“, sagte Nakasone.
Im Handel mit den USA überstiegen die japanischen Exporte die Einfuhren im ersten Halbjahr um 18,5 Milliarden Dollar. Im Juni lag der Überschuß bei 3,1 Milliarden Dollar. Im Warenaustausch mit der EG erreichte das japanische Plus in den ersten sechs Monaten 17,7 Milliarden Dollar. Während Japan mit 5,2 Milliarden Dollar zehn Prozent mehr in die EG lieferte als vor einem Jahr, wuchs der Wert der EG-Importe um 8,3Prozent auf 2,5 Milliarden Dollar.
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