: Soundcheck: Pop dem Sommerloch / Uakti
SOUNDCHECK
Heute abend: Pop dem Sommerloch. Die Booker des kir sind so herrlich unkompliziert und voller väterlicher Gefühle für Hamburger Musiker. Geschmacks- und Stilgrenzen enden vor den schwarzen Garagenwänden des greisen Musikclubs in der Max-Brauer-Allee. Dahinter kann man Entdeckungen machen oder Abstürze beobachten - erlebt hat man auf alle Fälle irgendetwas. Ihre Pop dem Sommerloch-Veranstaltung führt Gruppen der Branche „Wir-klingen-wie...“ mit einigen Trainingsschnellsten des Hamburger Grand Pop zusammen. Gewöhnliche Abstoßungskräfte funktionieren hier nicht. Die Produktpalette des kleinen Festivals heute abend reicht folglich von den Kraut-Rappern Das Neue Brot, die jeder kulturvernarbte Positivist einmal erlebt haben sollte, und einer halben Huah!- Besetzung mit Wald und Mense, die Strandgut von irgendeinem Knarf Rellöm interpretieren, zu notorisch anglophilen Gitarren-Vereinen wie den Red Letter Days oder An Taisce. Letztere haben just eine Mini-LP mit appetitlicher Irish Moos-Musik eingespielt. Die Red Letter Day-LP The Absurd Garden liegt ja nun schon wieder einige Zeit zurück, wird aber live gerne wieder gehört, auch wenn die Veranstalter der Band eine neue Leidenschaft für Reggae nachsagen. Die englischen Asylanten von Brave Behind runden den langen Abend der Freundschaft und der Harmonie ab. Auch sie sind Messdiener des britischen Schrampf-Pop. Also, rein in die gute Stube. tlb
kir, 20 Uhr
Heute abend: Uakti. Gerne würde ich dieses Quartett aus Brasilien gut finden, ihr Album Mapa loben und das Konzert aus vollem Herzen empfehlen. Schließlich ist die Idee, traditionelle brasilianische Musik mit Jazz-Elementen zu verbinden wirklich vielversprechend und die Besetzung mit teilweise selbstgebauten Percussion-Instrumenten durchaus interessant. Aber leider klingen die Instrumental-Kompositionen der klassisch ausgebildeten Musiker selbst bei allerfreundlich-
1stem Hören größtenteils nach einer Hochkulturversion von Tubular Bells. Ein sinnloses Herumgetucker zwischen piep und pop, das etwas komplexer und dynamischer ausfällt, weil die Herren nicht so doof sind wie Mike Oldfield. Da jedoch die wenigen interessanten Passagen der CD gerade von improvisiert wirkenden Percussion-Ausflügen geprägt sind und die Gruppe die supersterile Produktion ihres Albums wohl kaum unter Live-Bedingungen reproduzieren kann und will, ist für das Konzert immerhin
1leichter Optimismus angebracht. Selbst dann ist allerdings ein konzertantes Sitz-Ereignis eher zu erwarten als tanzbarer Ethnopop! Peter Lau
Fabrik 21 Uhr
Außerdem: Hardfunk und sexy-politische Texte bietet die dänische Fußballnationalmannschaft..., entschuldigung, die dänischen The Kinky Boot Beasts, die heute im Marquee die wesentlichen Dinge des Lebens vor uns ausbreiten werden (21 Uhr).
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen