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BKA stoppt Geschäft mit angeblichen Atombomben

■ Betrügertrio wollte zwei Behälter mit strahlendem Cobalt 60 als Bombenmaterial verkaufen

Frankfurt/Main (taz) — Beamte des Bundeskriminalamts (BKA) haben einen geplanten illegalen Handel mit radioaktivem Material vereitelt. Bei Durchsuchungsaktionen im Raum Bremen und in Berlin, so die Behörde, seien zwei rund 50 Kilogramm schwere Transportbehälter sichergestellt worden, in denen sich das Radionukleid Cobalt 60 befunden habe. Und „dieses Zeug“, so ein BKA-Spezialist, „strahlt ordentlich“.

Die im Zusammenhang mit dem angeblichen „Atombombendeal“ als Täter ermittelten drei Männer aus dem Raum Bremen und aus Berlin befinden sich dennoch längst wieder auf freien Füßen. Beim Handel mit Cobalt 60 ohne Genehmigung handele es sich nämlich nur um eine „Ordnungswidrigkeit“, wie Bundespolizist Mohr erklärt — und nicht um einen Verstoß gegen die gesetzlichen Bestimmungen gegen den illegalen Umgang mit Kernbrennstoffen. Weil der Hehler aus Bremen und die Beschaffer des Materials aus Berlin ihr nicht kernwaffenfähiges Cobalt 60 auf dem Markt für strahlende Materialen allerdings als „Atombomben“ offeriert hätten, müßten die „Herrschaften“ noch mit einem Verfahren wegen Betrugs rechnen — alles nicht ausreichend für eine vorläufige Festnahme.

Generell erklärten die Bundespolizisten, daß zur Zeit in der Bundesrepublik ein „schwunghafter Handel“ mit radioaktiven Materialien betrieben werde. Bereits im vergangenen Jahr seien vom BKA rund 200 Angebote registriert worden — vom Plutonium bis zum hochangereicherten Uran. Doch bislang, so Bundespolizist Mohr, habe es sich immer um „nicht-bombenfähiges Material“ gehandelt.

Als Herkunftsländer nannte Mohr die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) und andere Ex-Ostblockländer. Als Käufer würden „in der Regel Vertreter anderer Regionen dieser Erde“ auftreten. Auf Nachfrage lehnte es das BKA ab, einzelne Länder dieser „anderen Regionen“ zu benennen.

Wie das BKA weiter mitteilte, sollen zwei der am „Atombombenhandel“ mit Cobalt 60 beteiligten Männer frühere Mitarbeiter der Stasi gewesen sein. Allerdings seien die Ermittlungen in dieser Richtung noch nicht abgeschlossen. In der Ex-DDR wurden ganze Zwiebelfelder mit Cobalt 60 bestrahlt, um ein vorzeitiges Verfaulen der Knollen zu verhindern. Und auch in den Brunnen des eingemauerten Staates hingen Cobalt-60-Strahlungsquellen zur Abtötung von Keimen.

Die beiden Cobalt-60-Behälter der Betrüger wurden vom Umweltministerium in Niedersachsen in Verwahrung genommen. Angeblich sei das radioaktive Material in den Behältnissen „gut abgeschirmt“ und stelle so „keine Gefahr“ für Menschen und Umwelt dar. Klaus-Peter Klingelschmitt

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