: Eine recht haarige Angelegenheit
■ Kombishampoos sind der Verkaufsrenner der Saison/ Die meisten Produkte enthalten bedenkliche Konservierungsstoffe wie Formaldehyd/ Hersteller droht Friseuren vor Gericht mit Schadensersatz
Viele Kombishampoos enthalten Silikon, das die Haare zwar glänzend erscheinen läßt, aber Probleme bei Dauerwellen und Färbungen machen soll. Außerdem sind die meisten dieser wash & go-Präparate mit dem krebsverdächtigen und allergieauslösenden Formaldehyd konserviert. Von 31 Produkten, die das Öko-Test- Magazin jetzt untersuchte, sind deshalb nur fünf Kombishampoos empfehlenswert. 19 Produkte sind mit dem krebsverdächtigen und allergieauslösenden Formaldehyd konserviert. Auch das hautreizende Tensid Alkylsulfat und andere bedenkliche Konservierungsmittel stecken in vielen Kombishampoos.
Die Idee, Shampoo und Spülung in einem Produkt zu verbinden, ist nicht neu. Schon seit vielen Jahren bietet die Industrie solche Produkte für den Friseurbedarf an.
Mitte der achtziger Jahre kam zuerst die Schwalbacher Firma Procter & Gamble auf die Idee, diese Mixturen neu zu vermarkten und auf dem Endverbrauchermarkt anzubieten. Nach dem Erfolg der wash & go-Produkte zogen die Konkurrenten nach. In nur drei Jahren erreichten die Kombishampoos einen Marktanteil von 18 Prozent.
Mit Argumenten wie Zeitersparnis, Bequemlichkeit sowie weniger Wasser- und Energieverbrauch trafen die Werbestrategen den Nerv vieler hektischer Mitmenschen. Die Zeiten, in denen Mann/Frau mit zwei oder gar drei verschiedenen Flaschen unter der Dusche verschwand, sind endlich vorbei. Statt dessen gibt's jetzt Shampoo und Spülung und/oder Konditioner in einem Pack. Während die Spülung die Haaroberfläche elektrisch neutral macht, damit das Haar sich besser kämmen läßt und nicht so »fliegt«, überziehen Konditionierer das Haar und lassen es glänzend, fest und gepflegt erscheinen.
Als Konditionier-Wirkstoff wird von den Herstellern meist Silikon eingesetzt. Doch die silikonhaltigen Shampoos sind nicht nur ein Verkaufsrenner, sondern auch ein Dauerbrenner für Friseure. Viele Figaros haben schlechte Erfahrungen mit solchen Produkten gemacht. Sie mußten feststellen, daß ihre Kundinnen Probleme mit Dauerwellen und Haarfärbungen bekamen, weil das Haar die Behandlungen nicht mehr richtig annahm. Doch als die Friseure ihre Kritik öffentlich machten, wurden sie vom Branchenführer Procter & Gamble per Gericht verklagt.
Wenn Sie gesundes Haar haben, sollten Sie auf Kombishampoos, die Konditionierer haben, verzichten. Gegen die Pflege mit Produkten, die nur Spülwirkstoffe enthalten, ist hin und wieder nichts einzuwenden. Empfehlenswert sind: Birkin 2 in 1 (sowohl für normales als auch für strapaziertes Haar), Gard Shampoo & Spülung, Poly Kur Ultra Care 3, Riar Wash and Care. Diese Shampoos verzichten entweder auf Konditionierer oder benutzen statt Silikon andere Wirkstoffe wie Milcheiweiß, Weizenkeim- oder Jojobaöl. Wer angegriffenes Haar hat, sollte zuerst nach den Ursachen suchen. Das können chemische Behandlungen, aber auch falsche Ernährung sein. Regine Cejka
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