: Anmerkungen zur Neuen Welt
■ Das Internationale Sommertheater auf Kampnagel steht im sogenannten Kolumbusjahr unter dem Motto Movimientos '92 und präsentiert einen groß angelegten Überblick über die südamerikanische Theaterszene
auf Kampnagel steht im sogenannten Kolumbusjahr unter dem Motto Movimientos '92 und präsentiert einen groß angelegten Überblick über die südamerikanische Theaterszene
Auf einer Pressekonferenz am Dienstag morgen stellten die Festivalleiter Gabriele Naumann und Dieter Jaenicke das Programm des diesjährigen Sommertheaters auf Kampnagel vor. Unter dem Titel Movimientos '92 und anläßlich des 500jährigen Jubiläums der beginnenden Eroberung Amerikas zeigt das neunte Sommertheaterfestival „die umfassendste Präsentation des lateinamerikanischen Theaters und Tanztheaters, die es je in Europa zu sehen gab“, so Jaenicke. Zwischen dem 13. August und 5. Sep-
tember werden 24 Gruppen aus 8 lateinamerikanischen und vier euro-
päischen Ländern 31 Produktion vorstellen. Viele der Theatergruppen zeigen ihre Stücke das erste Mal außerhalb Lateinamerikas. Auch einige Welturaufführungen wird es zu sehen geben.
Stars des südamerikanischen Theaters wie Carlos Gimenez, der mit der Inszenierung des García Márquez Textes Der Oberst hat niemand, der ihm schreibt das Festival eröffnen wird, Antunes Filhos Macunaima-Theater oder Gerald Thomas stehen neben vielen noch völlig unbekannten Gruppen und Solokünstlern.
Wichtigstes Auswahlkriterium bei der zweijährigen Programmarbeit war das Vorhandensein einer eigenen lateinamerikanischen Formensprache. Sowohl im Tanztheater, wo viel Wert auf Unabhängigkeit von nordamerikanischen Vorbildern gelegt wurde, als auch beim Sprechtheater, wo man nur Inszenierungen südamerikanischer Autoren eingeladen hat, hatte diese Maxime Gültigkeit.
Angels Margarit wird wie 1990, wo sie in einem Zimmer des Hotel Atlantic spielte, ein 15minütiges Tanzprojekt außerhalb Kampnagels inszenieren, und zwar im Freihafen. Alle anderen Tanztheater-Stücke werden in einer Werkstatt-Reihe in den Kampnagelhallen 1 und 4 gezeigt. Gleichzeitig bemüht man sich, mit einem umfangreichen Begleitprogramm unter dem Titel Forum Hamburg Hintergründe und Verstehenshilfen zu den vielfach völlig neuen Seherfahrungen zu liefern. Regisseure und Choreografen nehmen hier Stellung zu ihren Stücken. Theaterwissenschaftler und Übersetzer, insbesondere der berühmte Übersetzer lateinamerikanischer Literatur Curt Meyer- Clason, liefern in Gesprächen und Vorträgen Zusatzinformationen und Analysen.
Das Festival, das anschließend in verkleinerter Form auch in Köln zu sehen sein wird, hat einen Etat von 4,5 Millionen Mark, wovon 2,4 Mio Mark auf Hamburg entfallen. Die Kulturbehörde liefert hier mit 1 Mio Mark den größten Batzen. Dadurch konnten auch sieben Koproduktionen vom Festival initiiert werden. Ausdrücklich hingewiesen wurde darauf, daß es „keine Probleme mit Sprachen“ geben werde. Simultanübersetzungen, Erzähler oder Beiblätter sollen diese Barriere überwinden. Dahinter gibt es auf jeden Fall viel zu entdecken. Till Briegleb
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