: Kein Geld für Kirschen
■ Obstbauern kämpfen mit Wein gegen Preisverfall
“Die verkaufen das Kilo Sauerkirschen mit einer Mark. Dabei braucht man unter 1,40 Mark pro Kilo gar nicht zu pflücken“. Obstbauer Sander aus Golmbach im Kreis Holzminden sieht sich und seine Kollegen seit Jahren übermächtiger Konkurrenz ausgesetzt. „Die Ostblockländer exportieren Obst zu fast jeden Preis, da können wir nicht mithalten“, sagte der Mann.
Sander hat in diesem Jahr aus der Not eine Tugend gemacht — er ist ins Weinschäft eingestiegen. Die Hälfte seiner Produktion, rund 100 Doppelzentner, läßt er in einem Kleinbetrieb in Hessen zu Kirsch-Wein veredeln. Sander will den Trunk selbst vertreiben: „Mit Fliedersaft als heißes Getränk, da gibt es keine Erkältungen mehr“, verspricht er. Trotzdem: Der Wein, ab Herbst zu haben, will wie die Kirschen auch erst verkauft sein.
In anderen Betrieben beginnt man wegen des Preisdrucks zu resignieren. Auf der Plantage Franke bei Gandersheim will man nur die Hälfte der zwei Hektar Kirschen abernten. Danach, so Heiner-Eike Franke, „roden wir mindestens einen Hektar ab. Die Kirsche hat keine Zukunft mehr“. dpa
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