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MIT DEM POSTSPARBUCH AUF DU UND DUPostbank auf Talfahrt

■ Maßnahmenpaket soll Unternehmen 1993 sanieren

Bonn (AP/taz) — Die Postbank sieht ihre Existenz gefährdet. Der zunehmende Abfluß von Spareinlagen und Milliardenforderungen des Schwesterunternehmens Postdienst setze dem vor drei Jahren gegründeten Unternehmen erheblich zu, hieß es in der Bilanzpressekonferenz am Dienstag abend in Bonn. Vorstandsmitglied Bernhard Zurhorst glaubt dennoch, daß die Postbank 1993 aus den roten Zahlen herauskommen werde. Dazu soll ein Maßnahmenpaket beitragen: Abbau von 8.000 Stellen und von verlustbringenden Leistungen, Angebot von Lebensversicherungen und Investmentzertifikaten sowie die Beteiligung der Girokonteninhaber an den Portokosten.

Unternehmensschef Günter Schneider sagte, „die Postbank steht in ihrem angestammten Gebiet unter Druck“. Die Spareinlagen seien 1991 um etwa 120 Millionen auf insgesamt 44,8 Milliarden Mark gesunken. Im ersten Halbjahr 1992 seien sogar 1,5 Milliarden Spareinlagen abgeflossen. Steigerungen verzeichnete die Postbank dagegen bei der Ausgabe von Plastikgeld. Mit der „Postbank Card“ oder der Eurocheque-Karte können die KundInnen ab Mitte September an 11.000 Postschaltern Bargeld abheben. Bei Post- und Zahlungsanweisungen ist die Postbank unfreiwilliger Alleinanbieter. Sie hoffe laut Schneider jedoch noch vor Jahresende auf eine Rechtsverordnung, die sie von der Angebotspflicht befreien soll — das Ende der Geldbriefträger. Die 5,1 Millionen Girokonteninhaber werden künftig stärker geschröpft: Kontoauszüge gibt es nur noch einmal im Monat. Wer öfter über den Kontostand informiert werden möchte, muß die Portokosten übernehmen.

Die bereits früher angekündigte Verringerung der bisher 20.000 auf künftig 12.000 Stellen wird nach Angaben Schneiders rund 800 Millionen Mark im Jahr einsparen. Bei einer Bilanzsumme von 78 Milliarden Mark hat die Postbank 1991 aus ihren laufenden Geschäften 548 Millionen Mark erwirtschaftet — dreimal soviel wie 1990. Dabei ist die Ablieferung an den Bund in Höhe von 352 Millionen Mark bereits als Aufwand berücksichtigt. Da die Postbank in ihrer Bilanz aber für die kommende Umstrukturierung — zum Beispiel für Sozialpläne — Geld auf die hohe Kante legen muß, ergibt sich ein Defizit von 300 Millionen Mark, das vertragsgemäß von der Schwester Telekom getragen wird.

Auf die andere Schwester, den Postdienst, ist man bei der Postbank dagegen sauer. Zurhorst monierte, daß der Postdienst für die Abgeltung seiner Leistungen für 1992 zwei Milliarden Mark verlangt habe — doppelt soviel wie im Vorjahr. Diese Forderung sei „völlig überzogen“ und gefährde die wirtschaftliche Gesundung der Postbank aufs schwerste. RaSo

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