: ÖTV: Angst um Lufthansa
■ Hamburger Gewerkschafter appellieren an Bundesregierung und Senat, die Arbeitsplätze bei der Luftwerft nicht aufs Spiel zu setzen
, die Arbeitsplätze bei der Luftwerft nicht aufs Spiel zu setzen
Die Gewerkschaft ÖTV hat gestern auf die existenzbedrohende Krise bei der Deutschen Lufthansa hingewiesen. Sie forderte sowohl den Hamburger Senat als auch die Bundesregierung auf, „alles zu tun, um der Airline faire Wettbewerbsbedingungen im sich rasant verschärfenden Konkurrenzkampf im Weltluftverkehr zu garantieren“. Andernfalls seien neben der für 1992 geplanten Personalreduzierung von 400 Stellen weitere 1000 Arbeitsplätze akut gefährdet, mittelfristig stehe die Existenz der gesamten Hamburger Luftwerft mit 8700 Arbeitsplätzen auf dem Spiel.
Die ÖTV verlangte von Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU), die unselige Privatisierungsdiskussion zu beenden. Bund und Länder halten derzeit 53 Prozent der Anteile an den Kranich-Fliegern. Gleichzeitig wird an Bonn appelliert, sich für eine Harmonisierung der Flugsicherungsgebühren einzusetzen. So habe vor allem die Lufthansa an den übermäßig gestiegenen Gebühren auf den deutschen Lufthäfen zu leiden, ohne eine Gegenleistung zu erhalten. Zusätzlich hätte die Lufthansa 1991 unnötige Kerosinkosten in Höhe von 140 Millionen Mark für Jets auf Inlandsflügen zu tragen gehabt. Der Grund: Warteschleifen aufgrund von Überfüllungen.
Ferner solle Bonn nach ÖTV- Auffassung endlich das deutsch- amerikanische Luftabkommen kündigen. Es garantiere nach 30 Jahren US-Airlines immer noch unbeschränkte Anflugrechte, während deutsche Fluglinien im interkontinentalen Luftverkehr nur sehr eingeschränkte Anflugrechte für US- Airports besitzen.
Die Lufthansa war während des Golfkriegs ins Trudeln geraten, als die Passagierzahlen dramatisch zurückgingen, die Anschaffungskosten für neue Jets aufgrund des gestiegenen Dollarkurses hoch schnellten und gleichzeitig ausgediente Maschinen nicht mehr lukrativ verkauft werden konnten. Zudem ist Lufthansa einem enormen Konkurrenzdruck der Flugmonopolisten aus den USA („Delta-Airlines“, „American Airways“) sowie England („British Airways“) ausgesetzt, die auf den deutsch-europäischen Markt drängen. kva
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