: Zufalls-Ted
■ Olympiatagebuch, Teil8
Am schlichten Arbeitnehmern geht die tägliche Olympiaberichterstattung in epischer Breite bedauerlicherweise vorbei. Was bleibt, ist die Taktik, die Fernbedienung direkt neben der Haustür zu deponieren, um parallel mit dem Abziehen des Schlüssels in die Sportkanäle zu switschen. Die freie Auswahl der Sportarten entfällt, der Zuschauer ist dem Feierabend-Zufalls- Ted ausgeliefert. Freundlicherweise heben die Moderatoren aber ihre köstlichen Filetstückchen für das Abendbrot auf. Beim Dressurreiten wird einfühlsam dem zwangsverpflichteten Laien der Blickwinckel der Kampfrichter eröffnet: „Achten Sie besonders auf den hinteren Teil, denn das Pferd hat im Gegensatz zum herkömmlichen Auto keinen Frontmotor, sondern einen Hinterradantrieb!“ Einen Tag später treten die Springreiter beim „Preis der Nationen“ in die Manege. Pünktlich zur Schirmöffnung fällt der letzte deutsche Springreiter aus dem Bild: „Nasenriemen gebrochen!“ Dann folgt „Big Ben“ an den Start: „Nach einer langwierigen Verletzungspause ist er wieder dabei“ — die Stimme aus dem Off steigert ihren melodischen Singsang — „er war der einzige Überlebende eines schweren Verkehrsunfalls — zusammen mit einem anderen Pferd.“ Wozu da noch das mitternächtliche Ted-System der ARD und ZDF? Wen interessiert die Frage: Basketball oder Turnen? Außerdem ist es dann eh zu spät! csg
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