: Mosambik: Noch fünf Jahre bis zum Frieden?
■ Staatspräsident Chissano und Renamo-Rebellenführer Dhlakama wollen bis zum 1.Oktober ein Friedensabkommen schließen Bis in Mosambik die Waffen tatsächlich schweigen, werden aber Jahre vergehen/ Renamo-Gruppen agieren außer Kontrolle
Berlin/Johannesburg (taz) — Seit sechzehn Jahren herrscht Krieg in Mosambik; eine Million Menschen sind ums Leben gekommen, zwei Millionen ins Ausland geflüchtet, sechs Millionen irren als Vertriebene im eigenen Land herum. Doch die Chancen auf Frieden sind mit den ersten Direktverhandlungen zwischen Mosambiks Präsident Joaquim Chissano und dem Führer der Renamo- Guerilla, Alfonso Dhlakama, gestiegen. Die dreitägigen Gespräche in Rom gingen gestern mit der Vereinbarung zu Ende, bis zum 1.Oktober ein „globales Friedensabkommen“ abzuschließen. Um die noch strittigen Details auszuarbeiten, wollen die Führer der beiden mosambikanischen Bürgerkriegsparteien im September in Gaborone, der Hauptstadt Botswanas, wieder zusammenkommen. Dort könnte auch am 1.Oktober die Unterzeichnungszeremonie stattfinden.
Behauptungen aus dem gastgebenden italienischen Außenministerium, ein förmliches Waffenstillstandsabkommen sei bereits unterschriftsreif, fanden unter mosambikanischen Beobachtern der Gespräche keine Bestätigung. Präsident Chissano hatte am Donnerstag erklärt, er habe dem Rebellenführer eine sofortige Feuerpause vorgeschlagen, die mit Ende des Treffens in Rom eintreten solle. Dhlakama habe dies abgelehnt mit der Begründung, seine Kämpfer seien nicht so schnell zum Niederlegen der Waffen zu bewegen. Schon zuvor hatte Dhlakama Befürchtungen geäußert, die Renamo-Mitglieder könnten nach Friedensschluß Ziel von Racheakten werden. Chissano sagte jedoch, er habe eine persönliche Garantie zur Sicherheit der Renamo-Kämpfer abgegeben. „Wenn wir uns über diese Garantien einig sind“, so der Präsident, „gibt es keinen Grund mehr, mit dem Töten fortzufahren.“
Chissano hob außerdem die Vermittlerrolle Tiny Rowlands hervor, der als Chef des britischen Lonrho- Konglomerats extensive Geschäftsinteressen im südlichen Afrika unterhält. In Mosambik besitzt Rowland riesige Baumwoll- und Teeplantagen. Funktionsfähig bleiben sie durch die Zahlung von Schutzgeldern an die Renamo — mittlerweile das Hauptfinanzierungsmittel der Guerillatruppe, seitdem die Direkthilfe aus Südafrika ausbleibt.
Einst von Rhodesiens Geheimdienstchef gegründet und später von Südafrika gepäppelt, verdiente sich die Rebellentruppe wegen ihrer Brutalität den Ruf als die „Roten Khmer“ Afrikas. Die Greuel des Krieges haben ein tiefes beiderseitiges Mißtrauen hervorgebracht, das einen schnellen Frieden auch bei Unterzeichnung eines Waffenstillstandes unwahrscheinlich macht.
Mosambiks Regierung schätzt, daß es auch nach Abschluß eines endgültigen Friedensabkommens etwa fünf Jahre dauern wird, bis endgültig alle Waffen schweigen werden. Denn die Renamo-Rebellen sind zersplittert und es gibt kaum ein funktionierendes Zentralkommando. Viele Gruppen agieren halb-autonom und ernähren sich von der Beute ihrer Überfälle. Die Skepsis wird durch einen großen Nachteil verstärkt: Im Unterschied zu Angola etwa, wo die rechtsgerichtete „Unita“ einen starken Rückhalt in der Bevölkerung hat, wird die Renamo bei Wahlen wenig Glück haben.
Die zukünftige politische Konstellation war eines der strittigsten Gesprächsthemen in Rom: Die Renamo beharrt auf einer Verfassungsänderung, um ihr bei Wahlen bessere Chancen zu geben, was die Regierung bislang ablehnt. Sollten sich die beiden Seiten nicht annähern, ist auch die Durchführung von Wahlen nach angolanischem Muster gefährdet. Möglich ist dann, daß es in diesem Fall eine Art Koalitionsregierung zwischen den bisherigen Bürgerkriegsgegnern ohne Wahlen geben könnte. ger/D.J.
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