Munitionsdepots zu Rummelplätzen

■ Senat plant zentralen Festplatz auf dem Gelände der französischen Streitkräfte im Wedding/ Nach dem Abzug der Franzosen soll 1995 das erste Volksfest stattfinden

Wedding. Wo heute Munition lagert, werden morgen Schießbuden stehen. Wie Stadtentwicklungssenator Volker Hassemer (CDU) gestern mitteilte, soll auf dem Gelände der französischen Streitkräfte im Wedding ein zentraler Festplatz eingerichtet werden. 1994 werden die französischen Truppen das 20 Hektar große Areal zwischen Hohenzollernkanal und Kurt-Schumacher- Damm verlassen. Schon ein Jahr später soll dort die erste Kirmes steigen.

Für den Festplatz sind fünf bis zehn Hektar vorgesehen, auf der restlichen Fläche soll Gewerbe angesiedelt werden. Drei Volksfeste jährlich sind ab 1995 auf dem Gelände geplant — zu Ostern, im Sommer und im Oktober. In der übrigen Zeit kann der Platz für Zirkusse, Ausstellungen, Sport- und Musikveranstaltungen genutzt werden.

»Berlin hat es verdient, daß hier weiterhin Feste gefeiert werden«, sagte Harry Wollenschläger, Vorsitzender des Berliner Schaustellerverbandes. Den mehr als 200 Berliner Schaustellern fehlt ein zentraler Rummel, seit das Lunaparkgelände am Lützowplatz und das Messegelände am Funkturm aufgrund von Bauvorhaben gekündigt worden sind. Für die Einrichtung eines neuen Festplatzes hatte der Schaustellerverband mehr als 25.000 Unterschriften gesammelt. In den drei Jahren, die bis zur Einweihung des neuen Geländes noch vergehen werden, sollen Frühlings- und Oktoberfest vorläufig im Treptower Park oder auf dem Maifeld am Olympiastadion stattfinden.

Harry Wollenschläger wies auf die gute Infrastruktur des Areals der französischen Streitkräfte hin. Straßen, Strom- und Wasseranschlüsse seien schon ausreichend vorhanden. Auch Volker Hassemer sagte, er halte das Weddinger Gelände wegen der guten Verkehrsanbindung für gut geeignet. Da das ausgewählte Grundstück in einer natürlichen Senke liege, bleibe auch die Lärmbelästigung der Anwohner gering. »Das ist nicht nur der Spatz, das ist die Taube in der Hand«, erklärte Hassemer. Da die Bundeswehr an dem Areal kein Interesse angemeldet habe, stehe es der Stadt zur Verfügung. Der Stadtentwicklungssenator fürchtet auch keine Konflikte mit Naturschützern: Obwohl es rund um den geplanten Festplatz einige »erhaltenswerte Biotope« gibt, habe man doch »fast zehn Hektar, wo kein einziger Baum steht«.

Trotz aller Vorzüge des Weddinger Areals werden derzeit noch alternative Standorte für den Festplatz geprüft. In der Diskussion sind unter anderem die Anlegestellen der Weißen Flotte in Treptow und der Flughafen Tempelhof, der in einigen Jahren geräumt werden soll. mh