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AIDS: Total normal?

■ Ausstellung soll Diskussion über den Umgang mit der Krankheit anregen

Der junge Doktor der Medizin ist 29 Jahre alt, Weinkenner und Gourmet. Als Liebhaber schneller Sportwagen sucht er eine attraktive Sie „mit Dauerparkmöglichkeit“. Selbstverständlich, so die Kontaktanzeige weiter, ist er „AIDS negativ“.

Eine seltsame Form des Umgangs mit der Krankheit AIDS, und wahrlich nicht die einzige. Davon können sich die Bremer Bürger seit gestern in der Unteren Rathaushalle überzeugen lassen. Die Ausstellung „Total normal“, so erklärte Norbert Schmacke vom Hauptgesundheitsamt (HGA) gestern bei der Eröffnung, soll zum Nachdenken über das Thema AIDS anregen. Seine These: Bei den meisten Menschen ist das Wissen und der Umgang damit noch lange nicht so weit gediehen, daß man zur „Normalität“ übergehen kann.

In der Ausstellung sind auf Stelltafeln die ewigen Dauerbrenner der AIDS-Diskussion: Wie verlaufen die Übertragungswege der Viren, und, fast noch wichtiger: Wie verlaufen sie nicht, denn vor allem gilt es, Vorurteile gegenüber der Krankheit abzubauen. Ein gemeinsames Trinkglas, eine gemeinsame Toilette, ein Kuß oder einfaches Händeschütteln sind eben keine Übertragungswege für das Virus.

Was ist der Unterschied zwischen der Infektion und der Krankheit? Der junge Mediziner aus der Kontaktanzeige ist natürlich nicht „AIDS-negativ“, sondern HIV-negativ. Und der Mann ist Mediziner!

Wie schützt man sich vor dem Virus? Ein großer Teil der Ausstellung widmet sich der Vorbeugung. Da sind Penismodelle ausgestellt, denen man ungezwungen zu Übungszwecken Präservative überziehen kann; da gibt es eine „Sexeck(e)“, ein Gesellschaftsspiel zum Thema Lust und Last und zur Auflockerung die teilweise wirklich witzigen Kondom- Animationen, für Homo- und Heterosexuelle.

Zweiter Schwerpunkt der Ausstellung ist das Leben mit dem Virus oder und mit der Krankheit. Bilder von AIDS-Kranken und deren Angehörigen, medizinische Informationen über den Ablauf der Krankheit, Anlaufstellen für Menschen, die eine Beratung suchen. Mit der Unteren Rathaushalle haben die Aussteller, das HGA und die AIDS-Beratung Bremen, einen zentralen Ort in der Stadt, der verdeutlichen soll, daß „zwar nicht jeder gefährdet ist, aber alle betroffen sind“ (Ausstellungsmotto). Eröffnungsrednerin Irmgard Gaertner, die Bremer Gesundheitssenatorin, war voll des Lobes für die Aussteller. Es sei vor allem gelungen, die gleichgeschlechtliche Liebe in die Diskussion zu bringen. Viel mehr Applaus als die Gesundheitssenatorin bekam ein Sprecher des Rat&Tat-Zentrums, der die Fortsetzung der AIDS- Prävention forderte (vgl. S. 17). mad

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