Nägel mit Köpfen

■ Der Leitung des Schiller Theaters ist gekündigt worden

Eins kann man dem Kultursenator nicht absprechen: er handelt, und zwar nicht gerade zimperlich. Vor einem Jahr hatte er Manfred Wekwerth als Leiter des Berliner Ensembles zum Rücktritt aufgefordert — dieser kam dem Gesuch prompt nach. Eine juristische Handhabe hatte Roloff-Momin damals nicht. Im Fall der vierköpfigen Leitung des Schiller Theaters, die noch vom alten Kultursenator Hassemer inthronisiert worden war, dreht er den Spieß jetzt um: Nachdem der geschäftsführende Direktor Volkmar Clauß und der Regisseur Alexander Lang im Frühsommer erklärt hatten, sie wollten frühzeitig aus dem Direktorium der glücklosen Staatlichen Schauspielbühnen ausscheiden, erklärte der Kultursenator vor der Sommerpause das Vierermodell kurzerhand für »gescheitert«. Daß er es sehr wohl gleich auch beendet, sagte er damals nicht.

Denn nicht nur die zwei Aussteiger Volkmar Clauß und Alexander Lang erhielten noch vor den Sommerferien ihre Kündigung zum 31.7.93, sondern auch die beiden anderen Direktoriumsmitglieder, der Regisseur Alfred Kirchner und die Dramaturgin Vera Sturm, bekamen ein Schreiben gleichen Inhalts. Alfred Kirchner zeigte sich auf einer Pressekonferenz am Dienstag empört und kündigte rechtliche Schritte gegen seine Kündigung an — die Verträge der vier gehen eigentlich bis 1995. Vera Sturm erschien erst gar nicht, sondern kündigte in einem Brief — empört über die »Wildwest- Methoden« des Kultursenats, der keinerlei Aussprache mit den verbliebenen Direktoriumsmitgliedern über ihre Zukunft geführt hätte —, ab sofort ihre Arbeit auf. Sie bat um schnellstmögliche Auflösung ihres Vertrags. Offensichtlich enthalten die mit dem Senat ausgehandelten Verträge der vier Theaterleute keine Klausel darüber, was im Fall des Ausscheidens einzelner geschieht und ob und wie ihre Zukunft miteinander verknüpft ist.

Volkmar Clauß begründete bei der Pressekonferenz noch einmal, warum er das Leitungsteam verlassen wollte. Er sei mit der Ensemblepolitik des Hauses nicht einverstanden gewesen, außerdem hätten sich die Entscheidungsstrukturen in der Leitung als nicht transparent und effektiv erweisen. Möglicherweise wird er bald allein das Sagen im Hause haben, denn der Kultursenator hatte ihn gleich nach Bekanntgeben des »Scheiterns« der sogenannten Viererbande gebeten, ab der Spielzeit 1993/94 die Leitung des Hauses zu übernehmen. Clauß hat seine Entscheidung für Ende dieser Woche angekündigt.

Ob dies nicht ein klägliches Ende sei, fragte einer der anwesenden Journalisten. Alexander Lang meinte: »Das kann ich ihnen nur bestätigen.« Schnell wollte man die ebenso klägliche Pressekonferenz beenden, bei der die Meinungsverschiedenheiten unter den Theatermanagern nur mühsam unter den Tisch der Studiobühne III gekehrt worden waren. sei