: Die Russen kommen
■ Zwei russische Theatergruppen und eine ukrainische bei der IMTT (Internationale Michail-Tschechow-Tagung) im Theaterforum Kreuzberg
Seit neunten August bereits finden im Theaterforum Kreuzberg in der Eisenbahnstraße Workshops und Vorlesungen zur schauspielmethodischen Arbeit Michail Tschechows statt. Teilnehmer und Leiter der IMTT sind aus den USA, aus Irland, Rußland oder Skandinavien angereist, um Michail Tschechow, der mit seiner Arbeit im amerikanischen Exil immerhin Schauspieler wie Yul Brunner oder Marilyn Monroe begeistern konnte, nach seinem Tod in den fünfziger Jahren in Hollywood dann aber ziemlich in Vergessenheit geriet, Schauspielern und Regisseuren näherzubringen. Die eigentliche Tagung beginnt heute: Mit Beiträgen zur Biographie Tschechows und zu seiner Methode haben die Experten, die zum Teil Tschechow noch kannten und mit ihm gearbeitet haben, eine Möglichkeit, sich erstmalig auszutauschen. Für das Rahmenprogramm hat das Theaterforum Kreuzberg, Initiator der IMTT, drei russischsprachige Theatergruppen eingeladen, die mit der Tschechow-Methode arbeiten und in den Räumen des Theaterforums drei Stücke vorführen.
Heute und morgen um jeweils 20 Uhr zeigt das Theater-Studio »Dserkalo« aus Kiew im großen Theaterraum seine Fassung des Romans Moskau-Petuschki von Wiktor Jerofejew. Die Geschichte des einsamen Reisenden, der auf der Zugfahrt von Moskau nach Petuschki allerhand skurrile Gestalten trifft und von seiner großen Liebe träumt, war vor wenigen Jahren auch schon einmal in Berlin zu sehen: Das Zan Pollo Theater hatte eine eigene Fassung erarbeitet und unter dem Arbeitstitel »Die Reise nach Petuschki« deutschsprachig erstaufgeführt.
Der Traum Arthurs nennt sich der zweite russische Beitrag zur IMTT: Nach R.L. Greens »Die Legende von König Arthur und den Rittern der Tafelrunde« und M.Stewarts »Das Leben Merlins« versucht die Moskauer Theatergruppe mit dem programmatischen Namen Die Suche nach dem Ding mittels Improvisationen einen Zugang zum keltischen Epos und der Realität jener Epoche zu finden. Die Schauspieler befinden sich während der gesamten Aufführung auf der Suche nach Inszenierung, Requisiten und Kostümen. Dabei soll ihnen die Tschechow-Technik helfen: Dienstag und Mittwoch um 20 Uhr in der Werkstattbühne.
Das Theaterlaboratorium »Schauspieltechnik« aus Moskau hat sich mit dem großen Namensvetter von Michail Tschechow beschäftigt: Anton Pawlowitsch. Aus Fragmenten bekannter Werke von A.Tschechow setzt sich ihre Produktion Keiner kennt die echte Wahrheit... zusammen. Das Ergebnis soll kein gewöhnliches Theaterstück sein, eher eine Werkstatt des Schauspielers und Regisseurs, die die Etappen der Arbeit am Material demonstriert: Mittwoch und Donnerstag jeweils 20 Uhr im großen Theaterraum.
Kartenvorbestellungen nimmt das Theaterforum täglich unter 6182805 entgegen. (Auf stimmungsvolle russische Abende mit oder ohne »Wässerchen« — na sdarowje!) apo
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