piwik no script img

Zappelige Albernheiten

■ Movimientos 92: Denise Stoklos enttäuschte im Malersaal

: Denise Stoklos enttäuschte im Malersaal

Im Vorfeld ihres Auftrittes bei Movimientos '92 ließ Denise Stoklos durch Starallüren und divaeskes Verhalten aufhorchen. Striktes Fotografierverbot, vollmundige Charakterisierungen ihres eigenen Theaters als „revolutionär“ und lange Faxe mit Extrawürsten kündigten die Soloperformerin aus Brasilien an, als handele es sich um eine neue Heilserscheinung des avantgardistischen Theaters.

Was Zsa Zsa Stoklos dann in Casa, der ersten von zwei Performances, bot, war eine bodenlose Enttäuschung. Zappelige Albernheiten, Verrenkungen aus dem abgestandensten Slapstick-Fundus und Witzchen, deren Ausgang man immer schon vorher wußte, überdeckten einige nette Einfälle mit zähem Unfug. Im braunen Kostüm für alte Damen und mit blondierten, abstehend frisierten Haaren kämpfte sie als alleinstehende Verwirrte mit dem Mobiliar ihrer Wohnung und dem logischen Sprachgebrauch. Ihre in allen Belangen übertriebene Behandlung von Sofa, Akkordeon, Schlüssel, Bett, Klosett oder Geldbündeln wirkte immer aufgesetzt, durchsichtig und wiederholte sich bis zur Ermüdung.

Dem entsprach der Vortrag der auswendig gelernten deutschen Texte über die menschliche Evolution, das Unrecht der Welt und ihre Popcornmaschine, die sie überall mit hin nimmt. Mit einem Maximum an kreischigen Gesten und affektierten Ausdrucksweisen wiederholte sie einzelne Sätze bis zu vierzigmal. Auch längere Geschichten trug sie in einer nervös- clownesken Art vor, die, unterbrochen von kabarettistischen Eruptionen, kaum lustig, geschweige denn unterhaltend sein konnte.

Das rechte Maß an komischer Präsenz vermißte man ebenso kläglich wie den wirklich zündenden Witz oder eine satirische Tiefe. Denise Stoklos schlüpfte vielmehr in die Rolle einer überkandidelten, halb autistischen Einzelgängerin, wie sie im wahren Leben erst einmal Mitleid erregt, auf der Bühne aber so haltlos überzeichnet völlig uninteressant ist. Till Briegleb

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen