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Eine Kategorie für sich

■ betr.: "Sie hecheln den Zeitfragen einfach Jahre hinterher", taz vom 12.9.92

betr.: „Sie hecheln den Zeitfragen einfach Jahre hinterher“,

Interview mit Udo Knapp,

taz vom 12.9.92

Udo Knapp war nicht — wie Ihr behauptet — Vor- oder Nachdenker, er war noch nicht einmal Mitdenker oder Mitglied der Aufbruchgruppe. Er war immer eine Kategorie für sich, ein Rasputin bei den Grünen, der es liebt, mit Brausen im Kopf zu formulieren. Das diesmalige Ergebnis in Eurem Interview ist so ziemlich genau das exakte Gegenteil der Überzeugungen und auch der Politikmethoden, die in der Aufbruchgruppe üblich waren. [...]

Was die Inhalte betrifft: Es gibt in Deutschland inzwischen Bellizisten genug, als daß ausgerechnet die Grünen hier noch irgendeinen besonderen Auftrag zu erfüllen hätten. Den Pazifismus auch in internationalen Beziehungen zum ersten Mal wirklich politikfähig zu machen, das wäre schon etwas ganz Anderes und Neues. Bisher gab es den individuellen Pazifismus der Kriegsdienstverweigerer, den sozialen der Bürgerrechtsbewegungen (nach Martin Luther King) und den antikolonialistischen (nach Gandhi). Und dann gab es noch einen taktischen Schönwetterpazifismus im Schatten des atomaren Patts der Supermächte. Daß letzterer jetzt hohl erscheint, ahnen inzwischen viele. Ein Pazifismus der internationalen Beziehungen und eine zivile Weltinnenpolitik lassen sich aber nicht mit Fingerschnipsen herbeizaubern. Darüber wird man eine Zeitlang diskutieren müssen, bis etwas Brauchbares herauskommt. Weder aktuelle Betroffenheit noch schäumender destruktiver Übereifer sind da gute Ratgeber. Antje Vollmer

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