: Erster Hinweis im Kurdenmord
■ Laut Bundeskriminalamt fuhr das Killerkommando in einem Taxi von Hohenschönhausen zum Tatort nach Wilmersdorf/ Überlebende des Anschlags forderten vergeblich ein Gespräch mit Diepgen
Berlin. Im Fall der vier Kurden, die vergangene Woche einem Attentat zum Opfer fielen, hat die Polizei eine erste Spur. Wie das Bundeskriminalamt (BKA) gestern berichtete, habe sich das Killerkommando mit einem Taxi von Hohenschönhausen zum Tatort nach Wilmersdorf fahren lassen.
Am Tatort vor dem griechischen Restaurant »Mykonos« soll einer der drei Attentäter zu einem geparkten dunklen Mercedes der S-Klasse gegangen sein. Der korpulente Mann, vermutlich ein Araber, habe dabei einen silberfarbenen Aluminiumkoffer mit sich geführt, so das BKA. Reine Spekulation ist bisher, ob der Mann in dem Koffer die Tatwaffen — ein Nachbau der israelischen Maschinenpistole »Uzzi« und eine Pistole — mitgeführt hat.
Rund 150 Sympathisanten der »Demokratischen Partei Kurdistans in Iran« (PDKI) forderten gestern vor dem Roten Rathaus in Ost-Berlin unter anderem die »Schließung aller iranischen Vertretungen im Ausland«. Der Generalsekretär und ein Auslandsvertreter der PDKI waren beim Attentat getötet worden. Die Demonstranten warfen der Bundesrepublik vor, die »terroristischen Aktivitäten« des Iran stillschweigend hinzunehmen.
Ein von den Überlebenden des Attentats gewünschtes Gespräch mit dem Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) kam nicht zustande. Senatssprecher Eduard Heußen erklärte, Diepgen sei mit Terminen derart »besetzt«, daß eine Zusammenkunft nicht möglich war. Die Frau und der Bruder eines der vier Toten — er hatte seit Jahren in Berlin gelebt — übergaben daraufhin einen persönlichen Brief an Diepgen, in dem eine rasche rückhaltlose Aufklärung der Morde gefordert wird.
Unterdessen machte gestern das Kölner Büro der Volksmodjahedin Iran die Regierung in Teheran direkt für die Tat verantwortlich. Das Attentat sei von einer Ghods-Spezialtruppe der Pasdaran (Iranische Revolutionsgarde) durchgeführt worden. Die Oberaufsicht habe der iranische Staatspräsident und Regierungschef Rafsandschani persönlich gehabt. Die Volksmodjahedin, eine iranische Exilgruppierung, stehen dem irakischen Diktator Saddam Hussein nah. sev
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