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Kein Platz für Container

■ Ökopol-Institut erarbeitet ein Müll-Konzept für das Karo-Viertel / Geplant: ein Abfall-Kontor

/ Geplant: ein Abfall-Kontor

Vom Schlachthof weht der Duft von frischem und weniger frischem Fleisch herüber. Auf der Marktstraße stapeln sich Müllsäcke, dazwischen liegen leere Dosen und anderer Abfall. Ein Dutzend amerikanische Studenten betrachtete gestern den Müll auf den Straßen des Karo-Viertels aufmerksam und lauschte dabei Ausführungen über die vernachlässigte Abfallwirtschaft im Stadtteil. Die Besucher aus den USA sind Teilnehmer des „Internship“-Programms, eines Projektes, das ihnen Einblicke in das politische Leben in Deutschland vermittelt.

Im Karo-Viertel lagen die Probleme buchstäblich auf der Straße. Beim Rundgang demonstrierte Knut Sander vom Hamburger Institut für Ökologie und Politik (Ökopol) den Gästen aus Übersee vor Ort, wie dringlich der Stadtteil ein Müllkonzept braucht. „Ein bißchen kleiner

1als der Central Park ist das Karo- Viertel mit 22,5 Hektar“, erzählt Sander den amerikanischen Studenten, aber mit 3000 Wohnungen viel enger bebaut. Zwischen Feldstraße

1und Schanzenstraße gibt es kaum Freiflächen, für Mülltonnnen ist kein Platz. Zu eng ist es auch für Container, es gibt dort keinen einzigen Sammelbehälter für Altglas oder Altpapier. Die Abfallwirtschaft sei hier noch auf dem Stand der 70er Jahre, erklärt der Ökopol- Spezialist: „Müll wird nur einigermaßen ordnungsgemäß weggekarrt.“ Das ist aber auch alles. Wertstoffe wie Glas und Papier, nach Sanders Berechnungen etwa 70 Prozent der 4500 Tonnen Abfall aus dem Stadtviertel, gelangen unsortiert in die Müllverbrennungsanlage oder auf die Deponie — mangels Aufklärung und weil keine Tonnen für eine getrennte Sammlung da sind. Auch die neue Verpackungsverordnung (Duales System, Start im Januar 1993) werde im Karo-Viertel am Platzmangel scheitern. Denn die normierten Gefäße für Verpackungen von 120 Liter aufwärts könnten wahrscheinlich gerade mal 50 von mehr als 7000 Anwohnern des Viertels irgendwo unterbringen.

Abhilfe soll nach dem Konzept von Ökopol ein Abfall-Kontor beim Schlachthof schaffen, wo die Bewohner wiederverwertbare Stoffe und Sondermüll aus Haushalt und Gewerbe abgeben oder auch abholen lassen können. Gleichzeitig sollen dort in einem Ausbildungs- und Beschäftigungsprojekt Arbeitslose unter anderem zu AbfallberaterInnen ausgebildet werden. Die Stadtentwicklungsgesellschaft „Steg“, Sanierungsträger im Karo-Viertel, hat das Müllkonzept bei Ökopol in Auftrag gegeben. Ende des Jahres wird es fertig sein. Wann das Abfall-Kontor eingerichtet werden kann, ist noch unklar. „Die Stadtreinigung macht mit“, sagt Sander. Und auch die Anwohner des Karo- Viertels würden wohl mitmachen, schon allein, damit der Dreck von den Straßen verschwindet. Vera Stadie

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