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Pfund fällt und fällt

■ Wirtschaftskrise in Großbritannien

London (dpa/vwd) — Während das britische Pfund fällt und fällt, verbreitet sich immer düstere Krisenstimmung unter den Briten. In der vergangenen Woche verlor die britische Währung zwölf Pfennig gegenüber der D-Mark und lag gestern vormittag mit 2,3975 DM um 18 Prozent unter ihrem Durchschnittswert von 2,95 DM, den sie Mitte September vor dem Austritt aus dem Wechselkursmechanismus des Europäischen Währungssystems hatte.

Londoner Währungsexperten schließen einen freien Fall auf 2,20 DM oder sogar zwei DM nicht mehr aus. Abgesehen von der katastrophalen Lage der britischen Wirtschaft, bei der kein Ende der über zwei Jahre andauernden Rezession in Sicht ist, trägt das Fehlen einer klaren Wirtschaftsstrategie des konservativen Premiers John Major zu der Pfundkrise bei.

Der niedrige Pfundkurs könnte britischen Exporten eigentlich Aufschwung geben. Aber die Nachfrage in den Abnahmeländern ist durch rezessive Tendenzen deutlich zurückgegangen, und außerdem haben die Briten nur noch wenig zu exportieren, da der Produktionssektor im vergangenen Jahrzehnt immer mehr geschrumpft ist. Dem importabhängigen Inselstaat drohen dagegen Preiserhöhungen und damit ein Neuanstieg der auf 3,6 Prozent gedrückten Inflation.

Das Kabinett trat gestern wegen des immer weiter kletternden Haushaltsdefizits zusammen. Für das kommende Jahr rechnet man mit 40 Milliarden Pfund (95 Mrd. DM) Defizit, was sechs Prozent des Brutto-Inlandsprodukts entspricht. Diskutiert werden Kürzungen im Verkehrs-, Erziehungs- und Gesundheitswesen. Steuern will die Regierung nicht erhöhen. Die Unterhaus-Wahlen im vergangenen April hatte sie vor allem deshalb gewonnen, weil die Labour- Partei für höhere Steuern eingetreten war.

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